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Dienstag, 24. Oktober 2006
Midstaycamp und neue Tests
jcornelius, 19:27h
Uff, am Sonntag bin ich todmuede vom ersten "Midstaycamp" meiner Organisation gekommen. Gut die Haelfte aller AFS-Austauschschueler hat sich in der Naehe von Coimbra getroffen; die andere Haelfte der Schueler, die vorwiegend im Sueden und im Raum von Lisboa wohnen, nach Ribatejo. Hauptgrund fuer die Veranstaltung dieses "Camps" sind das Besprechen der ersten Probleme und der Kulturschock (in Portugal nicht allzu gross). Fuer die Schueler, d.h. auch fuer mich, ist ein anderer Aspekt jedoch viel wichtiger:
Es ist wunderschoen all die Jugendlichen wiederzusehen, die man am Anfang des Austauschjahres bereits in Lisboa getroffen hat. Da werden nochmal alle Mailadressen, Handynummern und MSN-"Addies" ausgetauscht, Freundschaften erneuert und Liebspaerchen "entstehen". Was es uebrigens bei jeder AFS-Veranstaltung gibt, ist der "Bunte Abend" (Name in Deutschland) bzw. die "Talent Show" (Name in sonstigen AFS-Laendern). Und jedes Mal ist es wieder ein Problem sich etwas auszudenken. Um ueberhaupt etwas zu machen begibt man sich gerne auch auf die laecherliche Seite. Ich hatte im "Arrivalcamp" in Lisboa mit den Deutschen einen Walzercrashkurs gegeben, diesmal habe ich mit den anderen Deutschen, einer Niederlaenderin und einer Oesterreicherin eine Performance zum Song "Zu spaet" von den Aerzten gemacht. Das hiess die anderen sangen den Song und ich und noch zwei andere haben die Worte des Liedes in Pantomimen dargestellt - unglaublich peinlich, aber lustig (siehe Foto). Am Freitag Abend gab es auch noch die Praesentation der Familie (jeder Schueler musste seine Familie und seinen Wohnort vorstellen; siehe Foto). Ausserdem musste jeder Schueler ein typischen Landesgericht machen. Da gabs dann Schnitzel aus Oesterreich, Mueslikeks aus Finnland, Brownies aus den USA sowie - von mir als typischen deutsch erdacht und gebacken - einen Apfelkuchen (siehe Foto). Um auch noch hervorzuheben, dass das wirklich ein "bolo alemão" (deutscher Kuchen) ist, habe ich extra noch ein portugiesisches und deutsches Faehnchen dazugebastelt. Am Ende des Camps wurden wieder mal Abschiedstraenen vergossen, das naechste Treffen - das traditionelle Weihnachtsessen - steht nun in sieben Wochen, am 16. Dezember, vermutlich in Leiria an.
Direkt nach dem Wochenende fingen gleich die Schule wieder an und diesmal heftig. Gleich am Montag musste ich wieder einen Test schreiben, diesmal in "Literatura Portuguesa" (Portugiesische Literatur). Aufgabe war u.a. ein Gedicht vom einem portugiesischen Nationaldichter, diesmal Almeida Garrett, zu analysieren. Zweiter Teil der Aufgabe bestand darin, ein Argumentation zum Thema "Nuetzlichkeit der Poesie/Dichterkunst" zu schreiben. Ich habe den (fuer mich) einfachsten Weg gewaehlt: Da ich das Gedicht gar nicht verstanden habe und ich sowieso nicht weiss wie die verschiedenen Reim- und Metrikformen auf Portugiesisch heissen, habe ich einfach mit meinem gebrochenen Woerterbuchportugiesisch eineinhalb Seiten zum Nuetzlichkeit der Dichterkunst geschrieben. Ich glaube im Nachhinein bin ich wohl etwa abgeschweift, aber ich denke mit Meinungsfreiheit, Spracherhalt- und vielfalt und Gedankenvermittlung habe ich ein paar nette Argumente zusammengefasst.
Doch das war (leider) nicht der einzige Test; am Dienstag (heute) folgte der Horror-Test: Mathematik. Schon in den letzten Stunden habe ich gemerkt, dass es doch schon schwierig wird. Da es in Portugal nur 12 Jahre zum Abitur sind, rasen die Lehrer quaisi durch den Stoff. Ich war so naiv und dachte, es bleibt bei dem Unterrichtsstoff, den ich bis zur ersten Klassenarbeit in Deutschland in der 10. Klasse hatte. Aber nein, aufeinmal gaben noch "Equações Trigonométricas" (Trigonometrische Gleichungen) dazu, die ich ueberhaupt nicht kannte. Demzufolge war der Test dann absolut fuerchterlich, da ich trotz Woerterbuch kaum etwas verstanden habe. Nur etwa 2-3 der 10 Aufgabe konnte ich ueberhaupt loesen, fuer das andere fehlte mir die Geduld, Portugiesisch und das Mathewissen. Nun gut, ich denke, ich werde das auch ueberleben - damit beweise ich ja nur, dass ich in meinem Kurs (Linguas e Literaturas) sehr richtig bin :-)
Anbei will ich gleich nochmal ueber etwas anderes berichten: Portugiesische Sprache. Man glaubt es kaum, aber mit sechs Jahren Latein und 3 Jahren Franzoesisch ist es gar nicht soo schwer diese Sprache zu lernen. Es ist besonders lustig, immer wieder neue Facetten der Sprache zu entdecken. Eine davon habe ich vor gut zwei Wochen kennengelernt: Augmentativ und Diminutiv. Letzteren kennt eigentlich jeder Deutsche, manchmal unter dem umgangssprachlichen Begriff Verkleinerungs- oder Verniedlichungsform. Das heisst, aus einer Katze wird ein Kaetzchen, aus einem Haus ein Haeusschen. Das gleiche gibt es auch (natuerlich) im Portugiesischen. Aber in dieser Sprache gibt es auch noch genau das Gegenteil: den Augmentativ. Der Augmentativ bedeutet, dass alle Woerter durch einen Suffix (Endung) sich in ihrer Bedeutung "vergroessern" (lat.: augmen = Vermehrung, Zuwachs). Ein Beispiel:
* cão (Hund; normales Substantiv)
* cãozinho (Huendchen; Diminutiv)
* cãozão (grosser Hund; Augmentativ)
Das gleiche geht auch natuerlich mit vielen anderen Woertern, z.B.:
* rapaz (Junge)
* rapazinho (kleiner Junge/Jungchen)
* rapagão (grosser Junge)
Achja, noch was: Mein derzeitiges Lieblingswort ist "juaninha" (Marienkaefer). Die Folge dieses Wortes ist uebrigens, dass sich die mehr als 1000 benannten Maedchen mit dem Namen Juana den Marienkaefer zum Lieblingstier erkoren haben.
Até breve und bis bald --Cornelius
Es ist wunderschoen all die Jugendlichen wiederzusehen, die man am Anfang des Austauschjahres bereits in Lisboa getroffen hat. Da werden nochmal alle Mailadressen, Handynummern und MSN-"Addies" ausgetauscht, Freundschaften erneuert und Liebspaerchen "entstehen". Was es uebrigens bei jeder AFS-Veranstaltung gibt, ist der "Bunte Abend" (Name in Deutschland) bzw. die "Talent Show" (Name in sonstigen AFS-Laendern). Und jedes Mal ist es wieder ein Problem sich etwas auszudenken. Um ueberhaupt etwas zu machen begibt man sich gerne auch auf die laecherliche Seite. Ich hatte im "Arrivalcamp" in Lisboa mit den Deutschen einen Walzercrashkurs gegeben, diesmal habe ich mit den anderen Deutschen, einer Niederlaenderin und einer Oesterreicherin eine Performance zum Song "Zu spaet" von den Aerzten gemacht. Das hiess die anderen sangen den Song und ich und noch zwei andere haben die Worte des Liedes in Pantomimen dargestellt - unglaublich peinlich, aber lustig (siehe Foto). Am Freitag Abend gab es auch noch die Praesentation der Familie (jeder Schueler musste seine Familie und seinen Wohnort vorstellen; siehe Foto). Ausserdem musste jeder Schueler ein typischen Landesgericht machen. Da gabs dann Schnitzel aus Oesterreich, Mueslikeks aus Finnland, Brownies aus den USA sowie - von mir als typischen deutsch erdacht und gebacken - einen Apfelkuchen (siehe Foto). Um auch noch hervorzuheben, dass das wirklich ein "bolo alemão" (deutscher Kuchen) ist, habe ich extra noch ein portugiesisches und deutsches Faehnchen dazugebastelt. Am Ende des Camps wurden wieder mal Abschiedstraenen vergossen, das naechste Treffen - das traditionelle Weihnachtsessen - steht nun in sieben Wochen, am 16. Dezember, vermutlich in Leiria an.
Direkt nach dem Wochenende fingen gleich die Schule wieder an und diesmal heftig. Gleich am Montag musste ich wieder einen Test schreiben, diesmal in "Literatura Portuguesa" (Portugiesische Literatur). Aufgabe war u.a. ein Gedicht vom einem portugiesischen Nationaldichter, diesmal Almeida Garrett, zu analysieren. Zweiter Teil der Aufgabe bestand darin, ein Argumentation zum Thema "Nuetzlichkeit der Poesie/Dichterkunst" zu schreiben. Ich habe den (fuer mich) einfachsten Weg gewaehlt: Da ich das Gedicht gar nicht verstanden habe und ich sowieso nicht weiss wie die verschiedenen Reim- und Metrikformen auf Portugiesisch heissen, habe ich einfach mit meinem gebrochenen Woerterbuchportugiesisch eineinhalb Seiten zum Nuetzlichkeit der Dichterkunst geschrieben. Ich glaube im Nachhinein bin ich wohl etwa abgeschweift, aber ich denke mit Meinungsfreiheit, Spracherhalt- und vielfalt und Gedankenvermittlung habe ich ein paar nette Argumente zusammengefasst.
Doch das war (leider) nicht der einzige Test; am Dienstag (heute) folgte der Horror-Test: Mathematik. Schon in den letzten Stunden habe ich gemerkt, dass es doch schon schwierig wird. Da es in Portugal nur 12 Jahre zum Abitur sind, rasen die Lehrer quaisi durch den Stoff. Ich war so naiv und dachte, es bleibt bei dem Unterrichtsstoff, den ich bis zur ersten Klassenarbeit in Deutschland in der 10. Klasse hatte. Aber nein, aufeinmal gaben noch "Equações Trigonométricas" (Trigonometrische Gleichungen) dazu, die ich ueberhaupt nicht kannte. Demzufolge war der Test dann absolut fuerchterlich, da ich trotz Woerterbuch kaum etwas verstanden habe. Nur etwa 2-3 der 10 Aufgabe konnte ich ueberhaupt loesen, fuer das andere fehlte mir die Geduld, Portugiesisch und das Mathewissen. Nun gut, ich denke, ich werde das auch ueberleben - damit beweise ich ja nur, dass ich in meinem Kurs (Linguas e Literaturas) sehr richtig bin :-)
Anbei will ich gleich nochmal ueber etwas anderes berichten: Portugiesische Sprache. Man glaubt es kaum, aber mit sechs Jahren Latein und 3 Jahren Franzoesisch ist es gar nicht soo schwer diese Sprache zu lernen. Es ist besonders lustig, immer wieder neue Facetten der Sprache zu entdecken. Eine davon habe ich vor gut zwei Wochen kennengelernt: Augmentativ und Diminutiv. Letzteren kennt eigentlich jeder Deutsche, manchmal unter dem umgangssprachlichen Begriff Verkleinerungs- oder Verniedlichungsform. Das heisst, aus einer Katze wird ein Kaetzchen, aus einem Haus ein Haeusschen. Das gleiche gibt es auch (natuerlich) im Portugiesischen. Aber in dieser Sprache gibt es auch noch genau das Gegenteil: den Augmentativ. Der Augmentativ bedeutet, dass alle Woerter durch einen Suffix (Endung) sich in ihrer Bedeutung "vergroessern" (lat.: augmen = Vermehrung, Zuwachs). Ein Beispiel:
* cão (Hund; normales Substantiv)
* cãozinho (Huendchen; Diminutiv)
* cãozão (grosser Hund; Augmentativ)
Das gleiche geht auch natuerlich mit vielen anderen Woertern, z.B.:
* rapaz (Junge)
* rapazinho (kleiner Junge/Jungchen)
* rapagão (grosser Junge)
Achja, noch was: Mein derzeitiges Lieblingswort ist "juaninha" (Marienkaefer). Die Folge dieses Wortes ist uebrigens, dass sich die mehr als 1000 benannten Maedchen mit dem Namen Juana den Marienkaefer zum Lieblingstier erkoren haben.
Até breve und bis bald --Cornelius
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