Dienstag, 28. November 2006
20. Geburstag + ein Schultag
Olá, Chuva, chuva, chuva - ja, es regnet hier viel. Das ist der Blick aus meinem Fenster ich schreibe ja nun wirklich nichts Neues mehr, wenn ich sage, dass es hier regnet, regnet und regnet. Letztes Wocheende habe ich deswegen noch nicht mal einen Zeh vor die Haustuer gesetzt, weil es sowieso nur geschuettet hat. Ausserdem musste ich natuerlich zwei Referate vorbereiten.

Aber zunaechst war am Freitag Geburtstag meiner Schule. Der Schultag begann ganz normal, mit einer langweiligen Stunde Portugiesisch. Danach jedoch, wurden alle andere Stunden gestrichen und dafuer im Hauptgebaeude eine kleine Feier veranstaltet. Dort wurde dann unserer "Schutzpatronin", der Figueirense, d.h. Einwohnerin von Figueira da Foz, und Antifaschistin Christina Torres, die 1975 gestorben ist, gedacht. Danach folgte die Auszeichnung der besten Schueler aus dem Schuljahr 2005/2006. Der geplante Kuchen fiel irgendwie aus, das andere Programm war irgendwie langweilig und deswegen verzogen sich alle Schueler nach Hause oder sagen im Raum 18 - dem Computerraum - bis ihr Bus kam (zum Beispiel ich :)). Nebenbei erschien puenktlich zum 20. Geburtstag eine neue Ausgabe der Schulzeitung "Dois Pontos" (dt.: 2 Punkte), mit allerlei mehr oder weniger interessanten Nachrichten zum Schulgeschehen, die naechste Ausgabe erscheint erst im April (!) - aber immer noch besser als gar keine Schuelerzeitung zu haben, wie mein Gymnasium in Berlin.

Als ich neulich die letzten Beitraege so durchgeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass ich zwar immer wieder Teile meines Alltages beschreibe, aber nie eigentlich ein Komplettbericht "erstattet" habe. Deswegen muss ich das jetzt mal nachholen, als Beispiel ist hier der gestrige, 27. November angegeben.

Jeden Morgen klingelt mein Handy mit einer schrecklichen Melodie mich um 6:25 wach. Der Bus, der mich taeglich von und zur Schule bringt. Danach gehe ich runter und fruestuecke - pflichtgemaess - Schinke und Kaese sowie ein Joghurt (der Schinken wurde extra fuer mich gekauft, deswegen muss ich ihn auch essen - dabei hatte ich nie gesagt, dass ich Schinken wollte, egal). Geduscht hatte am Tag zuvor, "weil das doch so viel Zeit sparen wuerde" (ich muss ja sagen, lieber besser wach und frisch geduscht und dafuer frueher aufstehen, als den Bettmief in den Tag zu tragen...). Danach packen ich meine Tasche - uebrigens die, die ich zu meiner Party den Koelner Wikipedianern zu verdanken habe - und renne aus dem Haus, um um 07:15 mein Bus zu erwischen. Nach dem ueblichen Haendeschuetteln und Beijinhos-(Kuesschen)-Austauschen geht die Busfahrt ueber jedes Kaff wie zB Santana, Alhadas, Ribas, Ferreira-a-Nova und sonstwas bis nach Figueira da Foz. Dort macht der Fahrer erstmal eine kleine Stadtrundfahrt durch die Altstadt, da zuerst die Schueler der aeltesten Lehreinrichtung der Stadt, dem 1. Liceum Escola Secundaria Dr. Bernadino Machado gebracht, danach folgt das 2. Liceum Dr. Joaquim Carvalho bis dann der Bus - es sind nur noch gut 10 Personen im Bus drin - endlich nach 50 Minuten, um 8:05 an meiner Schule ankommt.

Nachdem dann alle Schueler so langsam eintrudeln und fleissig Beijinhos ausgetauscht und Haende geschuettelt werde, faengt die erste Stunde (Montags Latein) um 8:30 an. Die Lateinstunde ist meist eher weniger spannend, da ich entweder schon weiss, worueber die Lehrerin reden wird, oder nur wieder uebersetzt wird. Derzeit sind wir uebrigens sechs Schueler im Lateinkurs und der besteht schon aus dem 11. und 12. Jahrgang..
Die Bibliothek der Schule
Um 10:00 - es gibt hier uebrigens keine Schulklingel - endet die Stunde (endlich) und ich habe 15 Minuten Pause bis zur naechsten "aula" (Stunde) . In diesen 15 Minuten kaufe ich meist die Essensscheine fuer das Schulessen, das ich Montags und Donnerstags zu mir nehme. Wenn ich es dann noch schaffe, gehe ich in die Bibliothek und lese die neueste "Newsweek". Um 10:15 fing dann die montaeglich Englischstunde mit den Klassen 11E (meine Klasse) sowie der Naturwissenschafts-Paralellklasse 11B an. In dieser Stunde hielt ich mein erstes Referat ueber diie "Millennium Generation" in Deutschland, wo ich erzaehlte was denn der typische deutsche Jugendliche mag. Das bereitete mir uebrigens mal wieder etwas Kopfschmerzen, denn: Was ist bitte typisch deutsch? Ausserdem bin ich ja nun nicht der typische Jugendliche, sodass ich von mir ausgehen koennte. Jedenfalls habe ich dann einen Mix aus GZSZ, Angela-Merkel-nicht-Moegen, iPod-cool-finden, Didl-Maeusen, Pferden, Denglisch sprechen und Ego-Shooter spielen vorgestellt. Ich glaube, ich habe das ganz gut gemacht.
Schulgebaeude der 10. bis 12. Klasse, wo ich Unterricht habe.
Als naechste Stunde folgte dann, nach 15 Minuten Pause, Matemática mit der Paralellklasse 11A. Mathe ist fuer mich, wenn man jetzt die Portugiesisch-Probleme absieht, immernoch das komplizierteste Fach. Obwohl ich sowohl das deutsche Mathebuch der 10. und 11. Klasse hier habe, ist der Stoff dort nicht drin. Nun frage ich mich: Mache ich gerade Stoff der deutschen 12. Klasse, der 9. oder Stoff, der in Deutschland gar nicht behandelt wird. Derzeit geht es die ganze Zeit um Vektorenrechnung, die fuer mich neu war.
Nach Matemática ist die grosse Pause angesagt, dass heisst von 13:35 bis 14:30 ist durchgaengig Pause. In diesen 55 Minuten gehe ich normalerweise zuerst in die Bibliothek, wo ich ins Internet kann, um einen Blick auf meiner Wikipediabeobachtungsliste sowie meinen Blog zu werfen. Nach etwa 20 Minuten gehe ich dann normalerweise essen, da jetzt dort keine Schlange mehr vorhanden ist. Es ist wirklich angenehm ohne Hast essen zu muessen. Wenn ich da an meine deutsche Schule denke, wo ich fuer mein Mittagessen nur zwischen 15 und 10 Minuten Zeit habe, meist sogar nur um die 5 Minuten, ist es hier wirklich gut und dabei habe ich hier noch mehr zu essen (eine Bericht ueber das Mittagessen folgt naechsten Dienstag). Wenn ich dann noch Zeit habe, suche ich mir irgendwelche Schueler aus meinem 11. Jahrgang und quatsche mit denen ueber das portugiesische Wetter, Figueira da Foz und sein Kino, Harry Potter oder der Telenovela Floribella. Um 14:30 faengt dann Literatura Portuguesa an. Gestern hielt ich dort ein Referat ueber den portugiesischen Autoren Camilo Pessanha, den meine Gastfamilie gar nicht kannte. Die Lehrerin sagte danach "Muito bem, muito bem. Teu Português melhorá cada vez" (Sehr gut, sehr gut. Dein Portugiesisch verbessert sich jedes Mal). :-) Derzeit behandeln wir gerade den portugiesischen Symbolismus, nachdem davor Naturalismus und Romantismus dran waren. By the way: Mein Referat habe ich zu einem kleinen Wikipediaartikel umgebastelt http://de.wikipedia.org/wiki/Camilo_Pessanha). Nachdem die Stunde zu ende ist, schliesse ich meine Schulsachen in das Schliessfach und hole aus selbigem meine morgens eingeschlossenen Sportsachen heraus (ich will die ja nicht den ganzen Tag mitschleppen) und laufe zur benachbarten Turnhalle. Dort faengt dann eine tolle (Ironie..) Stunde mit meinem Sportlehrer Pedro Neto an, der, wie ich ja schon in meinem Gedicht schrieb, mich dann mit Englich begruesst und dann in Deutsch "Schnell, schnell, 1, 2, 3" bruellt. Im Sportunterricht selbst machen wir dann entweder Handball (habe ich in Deutschland nur 2 Mal gespielt), Corfball (kenne ich nicht, aehnlich dem Basketball) sowie Volleyball. Um 17:45 ist die Stunde dann zu Ende und ich gehe duschen. Das war auch etwas komplett Neues fuer mich, in Deutschland oder zumindest in den Berliner Schulen, ist es sehr unueblich sich in der Schule zu duschen - eine neue Erfahrung. Danach wuerde normalerweise um 18:30 (!) mein Bus in der Schule abholen, inzwischen habe ich aber ein Maedchen aus meiner Paralellklasse kennengelernt, deren Eltern sie und mich Montags abholen, sodass ich wenigstens etwas frueher zu Hause bin. Wenn ich dann um etwa 18:30 in Netos angekommen bin, folgt dann bald darauf das Abendbrot, dann kommen die Nachrichten und danach bereits die taegliche Dosis portugiesischer Telenovela. Danach geh ich duschen und schlaf um 23:00 ein. Resumé: Montage sind wirklich schrecklich...

Viele Gruesse und até breve, --Cornelius

P.S.: Legende der Bilder (v.o.n.u.): 1. Regnerischer Blick aus meinem Zimmerfenster, 2. Bus, der mich taeglich von und zur Schule bringt, 3. die Bibliothek und 4. Schulgebaeude B, wo die 10. bis 12. Klassen Unterricht haben.

... link (2 Kommentare)   ... comment