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Freitag, 9. Februar 2007
Prozession, Markt + 11. Februar
jcornelius, 14:15h
Olá, in dieser Woche ist wesentlich mehr erwaehnenswertes passiert, sodass mein Blogbericht etwas laenger werden muss.
Letzten Freitag wurde ich von meiner Gastmutter auf einmal mit der Ansage ueberrascht "Nós vamos à festa religiosa!" (Wir gehen/fahren zu einem religioesen Fest). Das hiess, dass ich meine Gastmutter und ich in die Nachbargemeinde Gatões (jaja, die grossen Katzen) gefahren sind, dort wohnte frueher meine Gastmutter und heute immernoch ihre Schwester und ihre Eltern. Das "festa religiosa" entpuppte sich dann als die jaehrliche Ehrung der "Nossa Senhora de Virtude de Gatões", zu Deutsch (frei) "Unsere Jungfrau Maria der Tugen von Gatões". Das ist eine sehr uebliche "Sitte" in Portugal, jede Gemeinde "muss" eigentlich einen Gemeindeheiligen haben, der dann einmal pro Jahr mit einer Prozessionen und einer Feier/einem Fest geehrt wird. Nun durfte ich am Freitagabend der Prozession der "Nossa Senhora de Virtude" beiwohnen. Das hiess, eine kleine Statue der "Senhora" sowie eine kleine Statue der Landesheiligen "Nossa Senhora de Fátima" werden durch das ganze Dorf getragen, die Menschen laufen mit, singen, halten Kerzen und der Priester spricht immer laufen einige Worte. Dazu kam dann noch eine Kapelle aus der Nachbargemeinde , die immer und immer wieder "Ave Maria" anstimmte und es so lange spielte, dass ich das jetzt nicht mehr hoeren kann. Ich fand das alles sehr interessant, aber noch viel mehr war diese Prozession sehr respekteinfloessend, wie die Menschen durch das Dorf ziehen (nahezu jeder!, auch die "Alten") und dabei immer wieder das "Ave Maria" kommt. Ironie des Schic ksals, dass ich die gleiche Prozessionam Sonntag nochmal miterleben durfte, denn meine ganze Gastfamilie ass bei den Eltern meiner Gastmutter und danach war selbstverstaendlich der Gottesdienst dran. So konnte ich auch bessere Bilder von der Prozession machen, da dass im Dunkel nicht so gut funktioniert. Dass die Prozession am Sonntag nochmal wiederholt wurde, gab mir auch die Gelegenheit die kleinen Maedchen, die ebenfalls an der Prozession teilnahmen zu fotografieren: diese schmueckten sich naemlich alle mit einem blauen Gewand (in der Farbe der "Nossa Senhora"), dazu ein kleines Kroenchen auf der Kopf und in der Hand eine kleine Plastikpuppe.. Achja, zu Sonntagmittag kann man natuerlich auch wesentlich besser den angolanischen Priest mit original angolansischem Dialekt fotografieren....
Zwischen den beiden Prozessionen, am Samstag, war wieder Markttag in meiner Gemeinde. Jeweils am 3. des Monats (Ausnahme wenn der 3. ein Sonntag ist, dann ist es der 2.), findet auf dem grossen Platz von Ferreira-a-Nova vor der Kirche die "feira" statt. Man muss sich das so vorstellen: nahezu den ganzen Monat ist auf diesem Platz gaehnende Leere, ein Fremder wuesste nicht, wozu eine Gemeinde denn so einen grossen Platz braucht. Doch dieser eine Tag im Monat zeigt dann die Notwendigkeit dieses Platzes: Ueberall, wirklich ueberall steht Menschen mit ihren Waren und versuchen sie an den Mann/an die Frau zu bringen, jedes Straesschen ist vollgestellt. Und Markt heisst wirklich Markt, dort kann man nahezu alles kaufen, was der Bauer resp. die Baeuerin denn so braucht. Das faengt bei Enten, Huehnern und Gaensen an (die Schweine wurden verboten, der Schweinemarkt findet nun immer 100 Meter weiter im Wald statt), geht ueber das uebliche Gemuese, Fisch, Brot und Kartoffelsamen bis zu Jeans, Kochtoepfen, BHs und Benfica-Socken. Meine Familie ueblicherweise einen Grossteil ihrer Kleidung auf diesem Markt, weil diese hier angeblich billiger waere. Aber dazu kauft meine Gastmutter dann auch noch Huehner, die dann bei uns aufgepaeppelt und danach geschlachtet werden. Achja, ich habe mir eine Hose gekauft und Buecher gibt es "selbstverstaendlich" nicht auf diesem Markt.
In den portugiesischen Medien ist derzeit ein wesentlich anderes Thema im Blickfeld. Nachdem es einen Streit ueber das Schwangerschaftsabbruch-Gesetz gab, verkuendete der portugiesische Staatspraesident Ánibal Cavaco Silva, dass am 11. Februar ein Referendum darueber abgehalten werden soll. Bereits am 26. Juni 1998 gab es bereits ein Referedum darueber, damals gewann das "Não" mit 51%, es stimmten aber auch nur etwa 30 % aller Wahlberechtigten ab, da jedoch die Regierungspartei PS damit nicht einverstanden war, versucht man es jetzt nochmal, da derzeit oft "abortos clandestinos" (Illegale Abtreibungen) stattfinden bzw. fahren Portugiesinnen nach Spanien. Um dies nun endlich zu klaeren, findet im drittkatholischten Land der Welt nun an diesem Sonntag ein Referendum statt. Aus meiner subjektiven Sicht gibt es extrem viel Wahlwerbung dazu, m.E. auch mehr "Não" als "Sim". In den Nachrichten, die etwa 80 Minuten lang sind, gibt es nun Reportagen-Bloecke mit annaehrend 20 Minuten nur ueber die jeweiligen Kampagnen der "Sim" bzw. "Não"-Anhaenger. Auch auf den Strassen und insbesondere vor der Schule gibt es viel Wahlwerbung, vor allem die vier linken Parteien PS (Partida Socialista, immer Regierungspartei gewesen), Os Verdes (die Gruenen), Bloco de Esquerda (Linksblock) und die PCP (Kommunisten) der Assembleia Nacional (das portugiesische Parlament) kaempfen hier um die Stimmen der Jugendlichen. Derzeit sagen die "Eurosondagens" (zu Deutsch Umfragen), dass "Sim" knapp gewinnen wird. Insbesondere in den Staedten liegt die Pro-Anhaenger klar vor, im Hinterland, vor allem in den Bergen und im armen Alentejos, wo die Menschen generell sehr fromm sind, liegen die Não-Anhaenger vorne.Als Anmerkung: Meine Gastfamilie wird, so wie ich das interpretieren konnte, komplett "Não" stimmen.
Plakat-Legende:
* Bild 1: Plakat der Partida Socialista mit dem Text: "JA - Illegale Abtreibung sind eine nationale Schande; ein verantwortungsvolles Votum, JA"
* Bild 2: Plakat der Platform "Não, Obrigada" (gute Wortwahl, Obrigada ist die weibliche Form von "Danke" resp. nur Personen des weiblichen Geschlechtes benutzen "obrigada") mit dem Text: "Abtreiben auf Verlangen und das restliche Leben verbringen mit der Bitte/Wunsch, es haette nicht passieren sollen? Nein, Danke"
* Bild 3: Plakat des Bloco Esquerda mit dem Text: "<... bestraft mit bis zu drei Jahren Haft.>> Artikel 140 des Straftgesetzbuches. Stimme (mit) JA (ab); fuer die Aenderung des Gesetzes; Schluss mit der Frauenverfolgung/Unterdrueckung; Linksblock"
Beijinhos, ciao, até breve, bis bald --Cornelius
Letzten Freitag wurde ich von meiner Gastmutter auf einmal mit der Ansage ueberrascht "Nós vamos à festa religiosa!" (Wir gehen/fahren zu einem religioesen Fest). Das hiess, dass ich meine Gastmutter und ich in die Nachbargemeinde Gatões (jaja, die grossen Katzen) gefahren sind, dort wohnte frueher meine Gastmutter und heute immernoch ihre Schwester und ihre Eltern. Das "festa religiosa" entpuppte sich dann als die jaehrliche Ehrung der "Nossa Senhora de Virtude de Gatões", zu Deutsch (frei) "Unsere Jungfrau Maria der Tugen von Gatões". Das ist eine sehr uebliche "Sitte" in Portugal, jede Gemeinde "muss" eigentlich einen Gemeindeheiligen haben, der dann einmal pro Jahr mit einer Prozessionen und einer Feier/einem Fest geehrt wird. Nun durfte ich am Freitagabend der Prozession der "Nossa Senhora de Virtude" beiwohnen. Das hiess, eine kleine Statue der "Senhora" sowie eine kleine Statue der Landesheiligen "Nossa Senhora de Fátima" werden durch das ganze Dorf getragen, die Menschen laufen mit, singen, halten Kerzen und der Priester spricht immer laufen einige Worte. Dazu kam dann noch eine Kapelle aus der Nachbargemeinde , die immer und immer wieder "Ave Maria" anstimmte und es so lange spielte, dass ich das jetzt nicht mehr hoeren kann. Ich fand das alles sehr interessant, aber noch viel mehr war diese Prozession sehr respekteinfloessend, wie die Menschen durch das Dorf ziehen (nahezu jeder!, auch die "Alten") und dabei immer wieder das "Ave Maria" kommt. Ironie des Schic ksals, dass ich die gleiche Prozessionam Sonntag nochmal miterleben durfte, denn meine ganze Gastfamilie ass bei den Eltern meiner Gastmutter und danach war selbstverstaendlich der Gottesdienst dran. So konnte ich auch bessere Bilder von der Prozession machen, da dass im Dunkel nicht so gut funktioniert. Dass die Prozession am Sonntag nochmal wiederholt wurde, gab mir auch die Gelegenheit die kleinen Maedchen, die ebenfalls an der Prozession teilnahmen zu fotografieren: diese schmueckten sich naemlich alle mit einem blauen Gewand (in der Farbe der "Nossa Senhora"), dazu ein kleines Kroenchen auf der Kopf und in der Hand eine kleine Plastikpuppe.. Achja, zu Sonntagmittag kann man natuerlich auch wesentlich besser den angolanischen Priest mit original angolansischem Dialekt fotografieren....
Zwischen den beiden Prozessionen, am Samstag, war wieder Markttag in meiner Gemeinde. Jeweils am 3. des Monats (Ausnahme wenn der 3. ein Sonntag ist, dann ist es der 2.), findet auf dem grossen Platz von Ferreira-a-Nova vor der Kirche die "feira" statt. Man muss sich das so vorstellen: nahezu den ganzen Monat ist auf diesem Platz gaehnende Leere, ein Fremder wuesste nicht, wozu eine Gemeinde denn so einen grossen Platz braucht. Doch dieser eine Tag im Monat zeigt dann die Notwendigkeit dieses Platzes: Ueberall, wirklich ueberall steht Menschen mit ihren Waren und versuchen sie an den Mann/an die Frau zu bringen, jedes Straesschen ist vollgestellt. Und Markt heisst wirklich Markt, dort kann man nahezu alles kaufen, was der Bauer resp. die Baeuerin denn so braucht. Das faengt bei Enten, Huehnern und Gaensen an (die Schweine wurden verboten, der Schweinemarkt findet nun immer 100 Meter weiter im Wald statt), geht ueber das uebliche Gemuese, Fisch, Brot und Kartoffelsamen bis zu Jeans, Kochtoepfen, BHs und Benfica-Socken. Meine Familie ueblicherweise einen Grossteil ihrer Kleidung auf diesem Markt, weil diese hier angeblich billiger waere. Aber dazu kauft meine Gastmutter dann auch noch Huehner, die dann bei uns aufgepaeppelt und danach geschlachtet werden. Achja, ich habe mir eine Hose gekauft und Buecher gibt es "selbstverstaendlich" nicht auf diesem Markt.
In den portugiesischen Medien ist derzeit ein wesentlich anderes Thema im Blickfeld. Nachdem es einen Streit ueber das Schwangerschaftsabbruch-Gesetz gab, verkuendete der portugiesische Staatspraesident Ánibal Cavaco Silva, dass am 11. Februar ein Referendum darueber abgehalten werden soll. Bereits am 26. Juni 1998 gab es bereits ein Referedum darueber, damals gewann das "Não" mit 51%, es stimmten aber auch nur etwa 30 % aller Wahlberechtigten ab, da jedoch die Regierungspartei PS damit nicht einverstanden war, versucht man es jetzt nochmal, da derzeit oft "abortos clandestinos" (Illegale Abtreibungen) stattfinden bzw. fahren Portugiesinnen nach Spanien. Um dies nun endlich zu klaeren, findet im drittkatholischten Land der Welt nun an diesem Sonntag ein Referendum statt. Aus meiner subjektiven Sicht gibt es extrem viel Wahlwerbung dazu, m.E. auch mehr "Não" als "Sim". In den Nachrichten, die etwa 80 Minuten lang sind, gibt es nun Reportagen-Bloecke mit annaehrend 20 Minuten nur ueber die jeweiligen Kampagnen der "Sim" bzw. "Não"-Anhaenger. Auch auf den Strassen und insbesondere vor der Schule gibt es viel Wahlwerbung, vor allem die vier linken Parteien PS (Partida Socialista, immer Regierungspartei gewesen), Os Verdes (die Gruenen), Bloco de Esquerda (Linksblock) und die PCP (Kommunisten) der Assembleia Nacional (das portugiesische Parlament) kaempfen hier um die Stimmen der Jugendlichen. Derzeit sagen die "Eurosondagens" (zu Deutsch Umfragen), dass "Sim" knapp gewinnen wird. Insbesondere in den Staedten liegt die Pro-Anhaenger klar vor, im Hinterland, vor allem in den Bergen und im armen Alentejos, wo die Menschen generell sehr fromm sind, liegen die Não-Anhaenger vorne.Als Anmerkung: Meine Gastfamilie wird, so wie ich das interpretieren konnte, komplett "Não" stimmen.
Plakat-Legende:
* Bild 1: Plakat der Partida Socialista mit dem Text: "JA - Illegale Abtreibung sind eine nationale Schande; ein verantwortungsvolles Votum, JA"
* Bild 2: Plakat der Platform "Não, Obrigada" (gute Wortwahl, Obrigada ist die weibliche Form von "Danke" resp. nur Personen des weiblichen Geschlechtes benutzen "obrigada") mit dem Text: "Abtreiben auf Verlangen und das restliche Leben verbringen mit der Bitte/Wunsch, es haette nicht passieren sollen? Nein, Danke"
* Bild 3: Plakat des Bloco Esquerda mit dem Text: "<... bestraft mit bis zu drei Jahren Haft.>> Artikel 140 des Straftgesetzbuches. Stimme (mit) JA (ab); fuer die Aenderung des Gesetzes; Schluss mit der Frauenverfolgung/Unterdrueckung; Linksblock"
Beijinhos, ciao, até breve, bis bald --Cornelius
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