Freitag, 2. Februar 2007
Schulessen
Olá,
im letzten Kommentar wurde ja um einen Bericht ueber das hiesige Schulessen gebeten; diesen Wunsch werde ich auch gleich hiermit erfuellen.

Grundsaetzlich ist es so, dass ich in Berlin na der 4. oder 5. Stunde (45-Minuten-Stunde) gegessen habe, also fruehestens um 11:40. In Portugal oder zumindest in meiner Schule in Figueira da Foz esse ich nach der 3. Stunde (90-Minuten-Stunde) bzw. um 13:30. Das macht sich dann doch schon sehr bemerkbar, es ist einfach noetig sich etwas am Kiosk oder in der Cafeteria zu kaufen, sonst "ueberlebt" man die Stunden einfach nicht. Ja kaufen, nahezu niemand bringt sich Essen in die Schule mit, Brotboxen gibt es hier grundsaetzlich nicht. Gegessen wird also fruehestens ab halb zwei, zu dieser Zeit beginnt auch die einstuendige Mittagspause. Das wiederum heisst, dass man zum Essen sagen und schreibe (theoretische) 65 Minuten Zeit hat, im Gegensatz zu den 20-Minuten in Berlin...

Das Essen wird (vermute ich) seit dem letzten Schuljahr von einem privaten Unternehmen hergestellt, doch eben nicht wie in Deutschland in die Schule gebracht und aufgewaermt, sondern in der Schule selbst gekocht. Die fruehere, "oeffentlich-rechtliche" Kueche soll angeblich wesentlich schlechter gekocht haben als die jetztige, dennoch gehen nur etwa 100-150 Schueler essen, von etwa 800, die es in der Schule gibt. Gegessen wird in einem extra grossen Raum, drei lange Tischreihen mit zahlreichen Stuehlen geben genug Platz. Der Speiseplan der Kueche wird jede Woche in der Schule ausgehangen, was theoretisch aber eigentlich nicht noetig waere, denn ich kann schon im Kopf vorraussagen, dass wann es Fisch oder Fleisch gibt; die beiden Hauptbestandteile wechseln sich jeden Tag ab. Ein Essen ohne Fisch oder Fleisch waere wahrscheinlich eine portugiesische Suende, sodass es nie dazukommt. Neben dem Hauptgericht (bspw. gab es letzte Woche "lulas e aroz", kleine Oktopusse mit Reis) gibt es immer noch eine Suppe (ich nenne sie meist "sopa estranho", weil man nie so richtig weiss was drin ist, aber sie immer einen gelben Ton hat) und als Nachtisch zumindest Obst, manchmal auch "maçã cosida" (gekochter Apfel) oder "arroz doce" (Milchreis) oder einen Chemie-Joghurt (weiss aber mit Geschmacksstoffen), wer will kriegt noch ein Glas Wasser dazu. Das alles kostet sage und schreibe 1,03 € pro Essen, man kauft jede Woche fuer die entsprechenden Daten einen Papierzettel in einer speziellen Farbe, der dann beim Essenholen abgegeben wird. Nur mal als Anmerkung: Das Essen, das in Berlin bekam, kostete zwischen 2 und 4 € und besteht nur aus einem Hauptgericht, nahezu nie mit Nachtisch und ohne Trinken. Das ist doch ein bedeutender Vorteil gegenueber meiner Schule in Berlin.

Derweil habe ich nun mit einer AFS-Freundin, die in Lisboa wohnt, ein Wochenende in Porto vereinbart. So werde ich Ende Februar mit ihr Porto "entdecken". Dafuer musste ich aber auch so einiges tun, man kann sich gar nicht vorstellen wie viel Papierkram ein "Independent Travel" bei meiner Austauschorganisation noetig ist, zusaetzlich kommt ja noch die Ueberzeugungsarbeit bei meiner Gastfamilie hinzu...

Im Moment versuche ich gerade auf Portugiesisch zu denken, was sich vielleicht einfacher anhoert als es ist. Nun redet die eine Seite meines Kopfes Deutsch mit mir, die andere Portgiesisch und manchmal kommt auch noch Litauisch dazu, weil sich Portugiesisch und Litauisch phonetisch sehr aehnlich sind. Da bekomm ich schon manchmal das Gefuehl, schizophren zu werden, vor allem weil ich mit mir selber auf Portugiesisch rede, damit mein Gehirn nicht auf einmal auf die Idee kommt wieder Deutsch zu denken...

Beijinhos aus Portugal, bis bald, até breve, ciao e ciaosão.

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