Mittwoch, 1. November 2006
Bahnhof, Bar und Tests...
Heute ist Feiertag in Portugal, es wird "festa dos os todos santos" gefeiert - in Deutschland ist das unter "Allerheiligen" bekannt. Fuer mich mal wieder etwas Neues, schliesslich gibt es im atheistischen Berlin keine christlichen Sonder-Feiertage wie Reformationstag oder Mariae Empfaegnis (abgesehen von Weihnachten, Pfingsten & Ostern).

Da ich mich in meinem kleinen Dorf nicht zu Tode langweilen will, mache ich jetzt immer ein paar kurze Fahrradtouren in die umliegenden Doerfer, mal so zum Kennenlernen. Ausserdem habe ich schon einiges Fotos fuer einen zukuenftigen Wikipediaartikel zu meiner Gemeinde gemacht. Haupsitz der Freguesia (sprich fregsia) Ferreira-a-Nova ist im gleichnamigen Kaff, das sogar kleiner als mein Dorf Netos ist. Meine Familie hat mir erklaert, Ferreira ist nur deshalb Gemeindesitz weil sie einen Marktplatz und eine Kirche haben. Eben diesen Kirche habe ich dann auch gleich mal fotografiert, fuer mich mal wieder untypisch, dass eine katholische Kirche nur am Sonntag offen ist - so muss ich wohl mal am Sonntag frueh aufstehen (in Berlin sind katholische Kirchen grunsaetzlich offen). Auf der Marktplatz stand dann noch der Bus, den ich jeden Tag zur Schule benutze, rum, sodass endlich mal in Ruhe fotografieren konnte.

Bei meinen weiteren Erkundungstouren habe ich natuerlich auch schon den ersten Bahnhof meiner Gemeinde entdeckt.Ich am Bahnhof Santana-Ferreira Der Bahnhof "Santana-Ferreira", der dem Namen nach fuer die Gemeinde Santana und Ferreira-a-Nova gedacht ist, ist jedoch nicht mehr als eine Atrappe bzw. besser gesagt ein Bahnhofsgebaeude, das komplett zu gemauert ist, aber dennoch schoen aussieht. Sogar das Toillettehaeuschen daneben sieht zwar aus wie ein "Retretes"-Haeuschen, die Zugaenge fuer Damen und Herren sind aber zugemauert. Dennoch ist der Bahnhof selbst wirklich nett anzusehen, immerhin eine staehlerne Bank ist vorhanden um auf einen der sage und schreibe sechs Zuege (bzw. drei in jede Richtung) zwischen Coimbra und Figueira da Foz pro Tag zu warten [1]. Und wenn ichs noch nicht erwaehnt habe, die Strecke ist selbstverstaendlich eingleisig und nicht elektrifiziert.

Derweil hat mich meine Portugiesischnachhilfelehrerin bereits ein wenig durch Figueira rumgefuehrt. Nun kenne ich mich schon ein wenig besser in dieser kleinen Stadt aus. Ausserdem hat sie mir das "Piqadeiro"-Viertel gezeigt, dort, wo alle Jugendlich Samstag rumlungern. Eben dieses Viertel habe ich dann erstmals am Samstag kennengelernt, ein Teil meiner Klasse hat mir die ueblichen Stammlokale des Piqadeiros gezeigt. Zuerst ging dann zum "Túnel", wo man sich antrinkt. Normalerweise tut man das dort mit Tequila (+Zitronenscheibe) oder Absinth - und natuerlich, ja, ich musste/wollte/konnte/durfte/sollte beides probieren (es ist besser als ich dachte..). Danach loeste komischerweise meine Gruppe irgendwie auf, die einen wollten nicht den urspruenlichen Plan nachgehen die Karaokenbar zu besuchen, die anderen knutschten irgendwo rum, die anderen waren schon zu voll.. Jedenfalls bin ich dann einfach mit meinem Gastbruder, der mit seinen Freunden in einer Bar sass, mitgegangen, wo es dann auch zur Karaokebar ging. Naja, portugiesische Lieder sind irgendwie ein wenig komisch ;)

Nun kenne ich noch einen anderen Aspekt von Figueira, die oertliche Bibliothek. Da meine Schulbibliothek vieeel zu klein ist und meinen hohen Berliner Anspruechen gar nicht genuegen kann, musste ich nun auch die "Biblioteca municipal" kennenlernen. Als erstes kam natuerlich die Anmeldung. Ich hatte pflichtgemaess Foto, Ausweis und - ja, klingt komisch - eine Telefonrechnung mit. Eine Rechnung von Gas, Telefon oder Strom gilt in Portugal als "Meldebescheid" (dass man auch wirklich hier wohn). Das darauffolgende Gespraech mit der Anmeldedame war nicht ganz so einfach, besonders weil sie 1. meinen Namen sehr komisch fand und zuerst falsch schrieb und 2. sie irgendwie meinen Personalausweis nicht verstand. Nun gut, es hat dann doch geklappt. Mein Resumee der Bibliothek: Sieht zwar schoen aus, hat auch etwas mehr Buecher als meine Schulbibliothek, hat jedoch kein U-Bahnbuecher, dafuer aber zwei Regale nur mit Buechern in galazisischer Sprache..

Noch ein letzer Punkt: Ich habe inzwischen wohl den Mathetest als auch die Argumentation im Fach Portugiesische Literatur zurueck. Waehrend ich im ersteren keine Note bekommen habe (es waere wohl eine 5 geworden), habe ich fuer letzeren ein "Bom" bekommen (komischerweise keine Note). Unter der Argumentation stand dann noch ein Kommentar der Lehrerin: „Jaan, gosto muito das tuas opiniões. Parabéns. És um jovem muito atento ao que se passe à tua volta“ zu deutsch „Jaan, ich mag deine Meinung(en). Glückwunsch. Du bist ein Jugendlicher, der sehr aufmerksam betreffend deine Umwelt und –umgebung ist.“ Das hat mir dann doch schon ein wenig geschmeichelt.

Viele Gruesse und até breve --Cornelius

------
[1] Ich muss mich korrigieren. Dieser Bahnhof liegt an einer Nebenstrecke, die Zuege auf der Strecke Figueira-Pampilhosa-Coimbra. Auf der Hauptstrecke zwischen Figueira und Coimbra gibt es, wenn ich richtig gezaehlt habe, immerhin 17 Zuege pro Tag.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Mittwoch, 18. Oktober 2006
Greve! Greve!
Es regnet in Stroemen und stuermt - derzeit ist in Portugal wirklich kein gutes Wetter. Dennoch: Es ist relativ warm, die Temperaturen schwanken um die 20 Grad.

Waehrend in Deutschland relativ selten gestreikt wird, ist das ja bekanntlich in Sued- und Westeuropa ganz anders. Viel hoert man ja besonders von den italienischen und franzoesischen Arbeitern, aber, ich muss sagen, auch die Portugiesen sind ziemlich streikfreudig. Das musste ich jetzt auch selbst erleben. Bereits letzte Woche streikten die Hilfskraefte in der Schule; also diejenigen Damen und Herren, die die Aufsichten, das Bibliothekspersonal, den Verkauf im Schreibwarenladen, etc. stellen. Nun hatten sich die portugiesischen Lehrer entschlossen diese Woche ebenfalls zu streiken. Das hiess nun, dass gestern zwei meiner drei Stunden komplett ausgefallen sind, heute wurde eine immerhin vertreten. Ob die Lehrer freundlich sind, erkennt man daran, ob sie einem sagen, dass sie streiken oder nicht. Der Witz dieses Streikes soll sein - wurde mir erklaert - dass die Schueler in der Schule rumlungern und dann nicht wissen, was sie tun sollen. Gluecklicherweise haben uns die Lehrer fuer die gestrigen Stunden gesagt, dass sie streiken und so konnte ich etwas laenger schlafen. Ueber den Streik, auf portugiesisch "Greve", wurde natuerlich lang und breit in den Nachrichten berichtet. Es wurden zahlreiche Schueler gezeigt, die nicht wissen, was sie machen sollen, sowie verzweifelte Direktoren, die auf die Lehrer schimpfen. Achja: ich glaube, die Lehrer wollen mehr Geld, aber so richtig habe ich das nicht verstanden.

Inzwischen dank vieler Zusendungen gut mit Literatur versorgt. Als ersten kamen ja die Buecher von meiner lieben Mutter; einmal Russendisko, dann die Gebrauchsanweisung fuer Portugal sowie die Geschichte der Eisenbahnreise. Als naechsten kam dann von der Wikipedianerin Lecartia aus Berlin-Moabit die Schachnovelle, die ja leider extrem duenn aber sehr interessant war. Darauf erhielt ich Tod in Lissabon von meinem Onkel + Familie zweiten Grades aus den USA (Der Sohn der Schwaegerin meines Grossvaters). Als letztes kam dann gestern drei Buecher mit den Titeln Das Focaultsche Pendel, Die Entdeckung der Langsamkeit sowie Die Entdeckung des Himmels. Das Mysterioese an der letzten Sendung war, dass sie mit einem Umschlag des Correio Verde, der portugiesischen Post, geschickt wurden. Ich habe zwar eine Ahnung von wem die Buecher sind (vmtl. aus Koeln), aber wie sind die in einem Umschlag des portugiesischen Post gekommen? Ausserdem war nirgendswo ein Name, ein Absender erwaehnt. Komisch, komisch. Fuer die Buecher moechte ich mich trotzdem bedanken :-)

So, nun verlangt meiner Gastschwester wieder nach dem Laptop, sodass ich nicht mehr schreiben kann. Am Wochenende findet dann das "Midstaycamp" meiner Organisation statt, wo ich eine "deutsche Tracht" anziehen und eine "Spezialitaet" mitbringen soll. Fuer ersteres werde ich wohl auf die Tracht "Deutscher Fussballfan" zurueckgreifen muessen, da ich bedauernswerterweise keine Lederhosen und sonstige bayerische Utensilien besitze. Als Spezialitaet werde ich wohl einen normalen Apfelkuchen oder einen Nudelsalat mitbringen - was ist schon typisch deutsch!??

Até breve und bis bald --Cornelius

... link (3 Kommentare)   ... comment


Freitag, 13. Oktober 2006
Fatima, o Fatima
Mal ein kurzer Beitrag zwischendurch. Waehrend in Deutschland ein 13. Monatstag auf einem Freitag allgemein als Unglueck gewertet wird - oder glauben das zumindest die Aberglaeubischen - so ist es heute in Portugal eine Art Feiertag, auch wenn alle Laeden offen haben.

Wer ein aufmerksamer Autofahrer ist, oder zumindest Beifahrer, der hat es schon Tage davor gemerkt. Fatima selbst ist nicht weit weg von meinem Dorf entfernt und so sieht man aus dem Bus heraus die zahlreichen Pilger - "Peregrinos" genannt - die neben den Strassen in ihren orange-gelben Jaecken rumlaufen. Ueberall konnte man sie sehen.

Nun wurde die heilige Fatima-Feiern in Fatima heute gefeiert, an die 3000 Besucher aus allen Herren (katholischer) Laender sollen laut RTP dagewesen sein. Fatima Ja, wer weiss denn nun schon von Fatima bzw. was dort eigentlich gefeiert wird? Das wissen wohl nur Portugiesen, eingefleischte Katholiken oder Menschen mit hohem Allgemeinbildungsgrad. Ich habe erst in meinem Portugal-Fuehrer erfahren, was denn dort passiert ist. Nun kann ich das nicht so gut zusammenfassen, wie es die liebe Wikipedia tut, und gebe daher mal den entsprechenden Link an http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A1tima Kurzum: Es erschien die Mutter Maria und hat (m.E.) drei Ereignisse in der Zukunft vorhergesagt. Da war was mit dem 2. Weltkrieg, Zerfall der Sowjetunion und nochetwas (siehe am besten hier http://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Geheimnisse_von_F%C3%A1tima).

Jedenfalls fragte mich mein Gastvater, ob wir sowas nicht auch in Deutschland haetten. Da musste ich erstmal die Rivalitaeten zwischen Nord- und Sueddeutschland, besser gesagt zwischen Bayern und Preussen, aufklaeren. Dann kam noch ein Schwenk zu den Religionen. Ich hab gesagt, ich wuesste jetzt keine Heiligenerscheinung in einem deutschen Kaff, vergleichbar mit Fatima. Dabei habe ich es dann auch bewenden lassen.

Nun habe ich in der Wikipedia gesehen, dass es das bayerische Kaff Altötting gibt, wo es eine schwarze Madonna geben soll (http://de.wikipedia.org/wiki/Alt%C3%B6tting ). Wieder was gelernt!

Viele portugiesische Gruesse, bis bald und até breve --Cornelius

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 6. Oktober 2006
Regen, Test, Care-Paket & Aveiro
Diese Woche begann bereits sehr aufregend. Am Montag schuettete es wie aus Kuebeln, auf dem 5-Minuten-Weg zwischen Schule und Busbahnhof wurde ich von oben bis unten komplett nass. Der Regen verschlimmerte sich immer mehr, sodass bald die ersten Strassen unter Wasser standen. Mein Bus, der ja normalerweise 45 Minuten bis zu meinem Dorf braucht, war diesmal mindestens eine Stunde unterwegs, da ueberall Aquaplaninggefahr bestand und so der Bus extrem langsam fahren musste. *uff*

Am Dienstag habe ich dann meine erste Klassenarbeit/Test/wasauchimmer im Fach Latein geschrieben. Normalerweise waere diese Sache gar nicht so schwer fuer mich gewesen, schliesslich habe ich ja bereits sechs Jahre Latein. Der Haken an der Geschichte ist jedoch, dass ich den betreffenden lateinischen Text ins Portugiesische uebersetzen musste. Dabei kommt mir auch nicht gerade zur Hilfe, dass der portugiesische Lateinwortschatz ein ganz anderer als der deutsche ist, sodass ich nicht jedes Wort wusste. Naja, ich hoffe mal, dass die Arbeit nicht schlechter als "eine 10" wird. Das Notensystem in der portugiesischen Sekundarstufe II geht von der schlechtesten Zensur, der 0, die eigentlich nie vergeben wird, bis zur 20, die auch sehr selten vergeben wird.

Am Dienstag kam dann aber auch noch etwas anderes: Endlich ist meine Kamera da - jetzt kann ich Fotos machen! :-)Endlich ist das schwer ersehnte Care-Paket meiner lieben Mutter aus Berlin angekommen, d.h. ein Paeckchen aus Deutschland hierher braucht etwa eine Woche. Im Paeckchen selbst war unter anderem meine ebenso ersehnte Kamera, damit kann ich nun endlich viele Fotos machen (auch wenn das Ladekabel noch fehlt, da muss ich noch mal reklamieren ;), die aktuelle NEON-Ausgabe [1], eine Jeans, ein Mathebuch der zehnten Klasse und drei CDs mit meinen Lieblingssongs. Ach, endlich konnte ich nun wieder "Wir Sind Helden", "Beatles" und "Lemon Tree" hoeren.

Am Donnerstag nun ist in Portugal Feiertag, sodas ich auch keine Schule habe. Gefeiert wird hier "Proclamação da Republica 1910" (Proklamation der Republik 1910). Tote Enten Aber die Nachrichten berichteten gerade, dass nur wenige Portugiesen wissen, wieso sie eigentlich heute frei haben. Ausserdem betrifft es sowieso nicht alle, viele Geschaefte hatten heute dennoch offen. Meine Gastmutter Carmen nutzte die Zeit, die sie zu Hause verbrachte, und schlachtete erstmal an die fuenf bis sieben Enten - das war vielleicht ein Blutbad. Sie konnte ueberhaupt nicht verstehen, wieso ich das nicht sehen mochte. Dann kam natuerlich die Argumentation "Willst du deine Kartoffeln mit oder ohne Fleisch essen?". ...
Meine Gastschwester Milene und Ich haben dann am Nachmittag einen Ausflug ins nur etwa fuenfzig Kilometer entfernte Aveiro. Zwischendurch haben wir noch einen Abstecher nach Costa Nova gemacht. Dieses Dorf ist vor allem durch die Architektur seiner Haeuser bekannt. Viele Haeuschen haben hier vertikalene Streifen entweder in der Farbe Rot, Gruen, Blau oder Gelb. Manchmal erinnert das ein bisschen an einem Mix aus litauischem und schwedischem Stil. Sonst war dort eigentlich nichts besonderes, nur das halt viele Menschen unterwegs waren, weil heute Feiertag war.

In Aveiro selbst hat mich Milene dann durch die Stadt gefuehrt, in der sie aufgrund ihres Studiums fuenf Jahre gelebt hat. Der alte Bahnhof von Aveiro Begonnen haben wir in der Altstadt, die mich doch eher an ein kleines Labyrinth erinnert hat, quasi jede Strasse sah irgendwie alt und gleich aus. Dafuer sah man aber auch an vielen Haeusern die beruehmten Azulejos, blaue Fliesenbilder, die meist irgendwelche Heiligen zeigen. Ob nun São Antonio oder São João - sie unterschieden sich eigentlich nur durch dem Umfang ihres Heiligenscheins. Die naechst Etappe war dann der Bahnhof, den ich mir gewuenscht hatte, den Milene aber auch so gezeigt haette. Die Station besitzt zwei Bahnhofsgebaeude: einmal das alte mit Fliesenbildern versehene und einmal den Neubau mit unterirdischem Tunnel zu den verschiedenen Bahnsteigen. Das alte Bahnhofsgebaeude ist wirklich sehenswert und kann ich jedem Aveiro-Besucher nur empfehlen. Selbstverstaendlich musste ich dann noch ein paar Fotos von den Vorortzuegen und den Bahnsteigen machen.
Nach dem Bahnhof sind wir weiter durch die Stadt gewandert und haben uns dies und jenes angeschaut. Milene hat mir erzaehlt, das Aveiro manchmal auch das portugiesische Venedig genannt wird, da die Stadt mehrere Kanaele besitzt. Diese Bezeichnung fand ich stark uebertrieben - aber nun gut. Aber zumindest viele schoen geschmueckte Bruecken besitzt die Stadt. Zwei Dinge die mir auffielen: Sehr beliebt sind dort die so genannten "Buga"-Fahrraeder. Buga steht fuer "bicicleta de utilização gratuita de Aveiro" zu Deutsch "kostenlose Fahrradbenutzung von Aveiro". Es gibt derlei mehrere Fahrradstaende in der Stadt wo man sich einfach eines der gruenen Raeder nehmen und einfach losfahren kann. Ich find das eine sehr gute Idee, die irgendwie gar nicht dem portugiesischen Typ - Auto, Auto, Auto - entspricht. Die andere Sache, die mir aufgefallen ist, waren die aveirensischen Boote. Eine "schweinische" Zeichnung auf einem BootViele kleinen Boetchen schwimmen in den Kanaelen rum, am beiden Enden sind diese Schiffchen mit Zeichnung versehen. Ich habe Milene bei einer Zeichnung+Text gefragt, was sie denn bedeutet, zufaellig habe ich wohl eine "schweinische" Version erwischt. Das Bild zeigte eine Kartoffelfeld mit einem Mann und einer Frau. Darunter stand dann zu Deutsch: "Steck die Kartoffeln in die Saatfelder" (also die langgestreckten, schmalen Gruben). Das portugiesische Wort dafuer bedeutet aber gleichzeitig "Hintern", sodass der Spruch auch bedeuten kann "Steck die Kartoffeln in den Hintern". *huestel* Nun gut.

Im Anschluss zeigte mir Milene dann noch "ihre" Universitaet von Aveiro. Der Campus ist fuer mich - der ja auch die Freie Universitaet von Berlin kennt - nun nicht der groesste, war aber ansprechend gestaltet. Jedes Gebaeude besteht aus Ziegelsteine, sodass man sofort erkennen kann, welches Gebauede zur Uni gehoert und welches nicht. Die Ziegelbauten sind aber sehr modern und (sollen) den hochsten Anspruechen entsprechen. Am Ende fande ich dann aber auch die zahlreichen Ziegelbauten der verschiedenen Fakultaeten etwas monoton. Nach dem Uni-Abstecher ging es dann nach Hause. Ein sehr schoener Tag.

Mal sehen, was mich in den naechsten Tage und Wochen erwartet. Am Wochenende des 21/22 Oktobers ist das erste "Camp" meiner Austauschorganisation. Dort sehe ich dann die Haelfte der Schueler wieder und darf sehen, ob ihr Portugiesisch besser ist als meines ;) Viele Gruesse und até breve --Cornelius

------
Fussnote [1]: Ja, ich weiss, NEON ist vom Stern und der Stern ist bloed. Aber das Neon-Magazin ist (derzeit) eine der wenigen Zeitschriften im deutschsprachigen Raum, die mich gleichzeitig interessiert und - das ist wichtig - bezahlbar ist. Da akzeptiere ich auch, dass Neon vom Stern ist..

... link (2 Kommentare)   ... comment


Freitag, 29. September 2006
Essen, essen, essen
Ich wurde freundlich darauf hingewiesen, dass ich doch mal auch etwas ueber eines der angeblich wichtigsten portugiesischen Dinge schreiben soll: Das Essen.
Ich versuche eine Kaki zu essen, was mir meistens nicht ohne Probleme gelingt
Vorab: Im Vorbereitungs"camp" meiner Organisation wurde uns erzaehlt, dass es durchaus ueblich ist, im Auslandsjahr 5-10 Kilo zuzunehmen. Dies liegt einerseits an der Essensumstellung, andererseits aber auch an den Gastmuettern, die meinen, der neue Zoegling saehe doch etwas mager aus. Dies alles kann ich voll und ganz bestaetigen...!

Ueblich ist es in Portugal 4-5 Mal am Tag zu Essen. Das Fruehstueck, ist, wie meist in der Mittelmeerregion eher karg. Ich esse meist nur ein Broetchen - ja, auch hier gibt es erstaunlicherweise Broetchen, gennant "pãozinhos" - mit selbstgemachter Quittenmarmelade oder Schinken. Das naechste Essen - genannt almoço - ist dann entweder in der Schule, wo es eine Kantine gibt, die gar nicht mal so schlecht ist, oder ich esse zu Hause. Darauf gibt es dann etwa etwa um 17:00 Uhr noch mal Essen, genannt "lunch" oder das passende Verb dazu "lunchar", irgendwie halt eine Mahlzeit zwischendurch. Und dann noch mal etwa um 20:00 Abendbrot mit passender Fernsehbegleitung (Telejournal auf RTP1).

Eine Sache ist mir sofort aufgefallen:Essen Jeden Tag, wirklich jeden Tag, gibt es hier Fleisch oder Fisch. Da meine Gastfamilie auch Schweine und Gefluegel hat, um so nichts in diese Richtung kaufen zu muessen, gibt es hier - eher portugaluntypisch - auch sehr viel Fleisch. Dazu gibt es dann halt allerlei anderes wie Reis (arruz) oder Nudeln (messa) oder Kartoffeln (patatos). Ich habe meine Klassenkollegen gefragt, ob das denn normal sei. Die Antwort: "Was? Gibt es in Deutschland etwa auch Essen ohne Fleisch? Das geht doch gar nicht". Nunja, andere Kultur. Meist wird mir noch eine zweite Portion hingestellt, obwohl ich schon ueber-ueber-satt bin, das finde ich gar nicht gut.. Die Konsequenzen zeigen sich dann auf der Waage. Zum Nachtisch, ja das gibt es auch noch.., gibt es dann bei meiner Familie meist sehr viel Obst. Kaki
Entweder Melonen (melão) oder Weintrauben (uvos) oder - und das ist ja nun nicht sehr ueblich - gibt es dann allerlei fuer mich exotische Fruechte wie Feigen (figos) oder - dazu musste ich erstmal in der Wikipedia nachschauen, wie das auf Deutsch heisst - Kaki-Fruechte (diospiros). In 1-2 Monaten wird es dann wohl auch noch viele Orangen (leranjas) geben, jetzt sind sie jedoch noch gruen.

Fazit: In Portugal - oder besser gesagt in meiner Gastfamilie - gibt es sehr viel und fetthaltigen Essen, das aber meist wirklich gut schmeckt. Nicht umsonst ist meine Gastmutter auch Koeching (cuzinheira) in einer Schulkueche.

Was sonst noch so passiert ist? Nicht sehr viel, der Alltag schreitet ganz normal voran. Mein Portugiesisch verbessert sich von Tag zu Tag, inzwischen kann ich - und das ist wirklich notwendig und wichtig - die (einfache) Vergangenheitsform und die (zusammengesetzte) Zukunftsform. In dem Fach "Literatura Portuguesa" (Port. Literatur) musste/sollte/durfte/konnte/was auch immer ich nun ein (portugiesischsprachiges) Buch vorstellen. Meine Lehrerin gab mir dann aber anstatt eines Buches eine Kurzgeschichte von Mário-Henrique Leiria aus dem Buch "Contos do Gin-Tonic" (Geschichten von Gin-Tonic). Das habe ich dann am Donnerstag in etwa 10 Minuten komplett Portugiesisch vorgestellt (also inkl. Nacherzaehlung, Interpretation und Kurzinfo ueber den Autoren). Danach standen mir wirklich die Schweissperlen auf der Stirn, soviel Portugiesisch hatte ich noch nicht am Stueck geredet. Immerhin hat mir die Lehrerin darauf ein "very well" zugestanden *uff*

Viele Gruesse und até breve aus Portugal --Cornelius

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 25. September 2006
Kleine Beobachtungen..
Hoh, am Freitag habe ich meinen erste Postkarte nach Netos bekommen. Meine (leibliche) Familie hat einen Urlaub in Israel genommen und natuerlich habe ich eine Postkarte aus dem nahezu gleichen Breitengrad liegendem Land bekommen. Sie zeigt Tel Aviv bei Nacht. Darueber habe ich mich sehr gefreut.

Meine Busmonatskarte

Aber der Freitag war auch durchaus in einem anderen Sinne erfolgreich. In den letzten Tagen musste ich immer beim Einsteigen im "autocarro" Geld zuecken, um meine Fahrkarte zu bezahlen (immerhin 2,35 € fuer gut 20 km!). Am Freitag nun konnte ich mein Monatsticket der Moíses-Busgesellschaft abholen. Darin aber lag nicht der Erfolg, erfolgreich war es deswegen, weil ich es geschafft habe zu erklaeren, was ich moechte und dass ich die Fahrkarte erst heute (Montag) bezahlen moechte. Als ich dann auf meine Karte geschaut habe, war ich etwas pikiert. Man glaubt es kaum, aber dieses Monatskarten-Buero hat es wirklich geschafft in meinen Namen drei Fehler, wenn man penibel ist, sogar vier Fehler einzubauen. Ich heisse Jaan und nicht Joan, Cornelius und nicht Cornelins, Kibelka und nicht Ribelka und meine ersten beiden Namen werde mit einem Bindestrich verbunden. Nungut, auslaendische Namen sind seeeehr schwer.

Am Wochende war - wie ueblich - in Netos ziemlich wenig los. Am Sonntag hat es sogar aus wie aus Gieskannen geregnet, kein Einheimischer traute sich heraus. Und was habe ich gemacht? Da ich keine portugiesischen Comics mehr ertragen konnte, die Coldplay- und Yann-Tiersen-CDs komplett durchgehoert hatte und der PC besetzt war, habe ich einen 1 1/2-stuendigen Spaziergang durch Netos und dem Nachbardorf Queridas gemacht. Aber anscheinend ist das hier total unueblich, jedenfalls wurde ich dauernd angestarrt - ein komisches Gefuehl. Als ich dann zurueck zum Haus gelaufen bin, hatte ich mein Familie - aus Versehen natuerlich - ausgesperrt. Das war dann der Witz des Tages fuer meine Gastfamilie. C'est la vie ;)

Bayerische Glaeser

Eine weitere Beobachtung, die ich gemacht habe: Natuerlich gibt es auch hier deutsche Supermarktketten. Als erstes habe ich hier Plus und Lidl gesehen. Bei beiden Ketten war meine Familie bisher uebrigens fest davon ueberzeugt, dass sie nicht deutsch sonder italienisch oder britisch sind. Das musste ich natuerlich erstmal aufklaeren. In der letzten Woche brachte Carmen, meine Gastmutter, nun zwei Werbeprospekte von Lidl mit. Was mir natuerlich sofort auffiel: Lidl wirbt mit den gleichen Bildern und sogar dem gleichen Slogan (Lidl é barato - Lidl ist billig). Als ich ich dann den Prospekt durchgeschaut hatte, konnte ich mich vor Lachen kaum halten. Auf einer Seite wurden zwei "copos de cerveja" (Bierglaeser) mit jeweils dem Landeswappen von Bayern beworben. Nun frage ich mich wirklich: Konnte Lidl die Glaeser in Norddeutschland nicht verkaufen und versucht es jetzt im Ausland damit? Ich meine, wer soll denn hier sowas kaufen; wer erkennt denn hier das Wappen. Bayern hat man hier allerhoechsten mal mit dem Fussballverein in Verbindung gebracht, mehr aber nicht. Meine Familie konnte meinen Lachen uerberhaupt nicht verstehen...

Nun steht einen neue anstrengende Schulwoche an, mit vielen TPCs; das ist Schuelerportugiesisch und bedeutet "Trabalhos para Casa" - Arbeit fuer zu Hause. Bis bald und até breve --Cornelius

... link (3 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 20. September 2006
GNR, portugiesisches Fernsehen, etc.
Heiho,
am letzten Sonntag haben wir - das heisst meine Gastfamilie und ich - einen Ausflug ins von Netos aus gesehen noerdlich gelegene Mira. Dort fand ein Treffen der Mitarbeiter der Guarda Nacional Republicana statt. Mein Gastvater Vitor ist naemlich nicht nur einfach Polizist, sondern Mitglied eben dieser Gendarmerie. Die Wikipedia schreibt dazu

Zuständig außerhalb großer Städte, für den Grenzschutz, Zollangelegenheiten und Verkehrskontrollen auf Autobahnen. Die Guardia Nacional Republicana beschützt auch Regierungsgebäude, stellt Ehrenformationen bei Staatsbesuchen und verfügt über ein Reserveinfantrieregiment.

Vitor ist jedoch nicht mehr im aktiven Dienst, sondern in irgendeiner anderen Abteilung, was weiss ich ;) Jedenfalls trafen sich in Mira ein Teil der Mitarbeiter der GNR von Coimbra, um ein Nachmittag zu verbringen. Einen Nachmittag verbringen bedeutet essen, essen, essen und natuerlich trinken (vorzugsweise Wein). Nun gut, das war eigentlich sterbenslangweilig, da ich mit kaum einem reden konnte und als ein paar erfahren haben, dass ich aus Deutschland komme, kam natuerlich gleich ein "Heil Hitler!" - nun ja.

Ich am Atlantik

Ein Vorteil hatte dieser Sonntag dennoch: Da es den Damen auf dieser Veranstaltung aehnlich wie mir ging, d.h. sie langweilten sich, gingen die Damen und ich in ein Café - hier auch Esplanada genannt - Kaffee trinken. Danach haben wir noch einen Abstecher zum Strand gemacht. Dort durfte ich nun endlich den Ozean nicht nur sehen, wie ich es zB vom Flugzeug aus getan habe, sondern auch fuehlen. Riesige Wellen und den Salzgeruch.. ich hoffe, es ist verstaendlich, wenn man hier etwas schwaermt.

Nunja, und was macht eine portugiesische Familie sonst den Tag lang? Ja, natuerlich, fernsehen. Soweit ich das sagen darf/kann, steht in nahezu jedem portugiesischem Haushalt mindestens ein Fernsehgeraet, meistens sogar noch mehr, zum Beispiel im Schlafzimmer, etc. Und es wird sehr oft ferngesehen, wirklich oft. Beispielsweise ist es ueblich, dass auch beim Abendessen nebenher der Fernseher laueft, fuer mich aus Deutschland kommen sehr neu (auch wenn ich das schonmal in Spanien erlebt habe). Zumindest in meiner Familie ist es nicht hoeflich waehrend des Essen fernzusehen, sonst gibt es ja kein "Tischgespraech". Nebenbei kann ich sowieso nicht verstehen, wieso hier sooviel Fernsehen geschaut wird, bei der kleinen Programmauswahl. Mit einer normalen Antenne kann man folgende Kanaele empfangen:
Das RTP-Logo
* RTP1 (Rádio e Televisão de Portugal) - Hauptsender von RTP mit allerlei komischen Sendungen, Shows, etc. Natuerlich auch mit Nachrichten
* "2" (as dois) - soweit ich das sehen kann, auch ein offentlich-rechtlicher Sender. Nach meiner Ansicht ist das der intellektuellste Sender. Hier laufen sehr viele Dokumentationen aber auch "serioese" Diskussionsrunden à la Presseclub.
* SIC - m.E. ein Privatsender. Teilweise sehr kitschig und auf "modern" getrimmt, verkommt aber genau ins Gegenteil. Auf SIC laufen natuerlich auch die bekanntesten Telenovelas.
* TVI - gilt als absoluter Prollsender und ist auch der schlechteste Fernsehkanal Portugals.

Und natuerlich werden vor allem die beruechtigten Telenovelas gesehen. Sehr bekannt sich unter anderem die aktuellen Serien "Floribella" und "Morangos com açúcar". Erstere richtet sich eher an aeltere Fernsehzuschauer, d.h. ue. 20. Hauptcharakter ist das Maedchen Floribella.Das Floribella-Logo Darumherum gibt es zahlreiche weitere Personen, sowohl gute als auch, und das vor allem, schlechte. Jeder hegt gegen jeden Intrigen aus, etc. - wie halt Telenovelas so sind. Das passende Song-Album ist derzeit auf Platz 1 der portugiesischen Charts. Btw: In der Serie kommt auch eine rothaarige, aeltere Frau vor, die (in der Serie) aus Deutschland kommt, was sich vor allem in ihrem (norddeutschen) Akzent zeigt. Wie man Portugiesisch mit norddeutschem Akzent spricht? Ganz einfach, man kann das "r" einfach nicht rollen, was aber besonders im Portugiesischen (aber auch zB im Litauischen) sehr wichtig ist. Das gleiche Problem habe ich uebrigens auch ;) "Morangos com açúcar" (uebersetzt Erdbeeren mit Zucker) ist besonders beim juengeren Publikum beliebt. Die Serie selbst habe ich noch nicht ganz verstanden, was vor allem wohl daran liegt, dass ich sowas ungern schaue. Meine Gastschwestter Milene sagte mir auch, dass "meine" Generation in Portugal auch die "Erdbeeren-mit-Zucker-Generation" genannt wird, weil diese eben jene Sendung sehr oft schauen wuerden. In der Serie kommen auch derzeit in Portugal populaere Bands vor - die einzige, die ich mir gemerkt habe, ist "d'zrt" (sprich: deesaert). So, das wars von der fernsehtechnischen Front aus.

Der Schulalltag laueft nun ganz gewohnt habe. Ich freue mich derzeit immer wieder, wenn mich (mir) fremde Personen ansprechen oder einfach nur "bom dia!" sagen und mich anlaecheln, weil sie wissen "Achja, das ist der Deutsche". Seit Mittwoch habe ich nun von der Schule aus eine Lehrerin fuer Extra-Portugiesisch-Stunden erhalten. Mit dem "Unterricht" haben wir auch gleich angefangen, der vor allem darin bestand, Saetze und Wendungen zu ueben, die ich fuer den alltaeglichen Bedarf brauche. D.h. wir sind zum Beispiel zum Schreibwarenladen der Schule gegangen und ich habe Saetze wie "Wieviel kostet dieser Ordner? Und dieser Anspitzer?" geuebt, in der Schulcafeteria Bezeichnungen fuer Essen geuebt (um pão com queijo - ein Brot mit Kaese) und in der Schulbibliothek Situation des Buecherausleihens nachgespielt. Danach war ich extrem geschafft, besonders weil ich so viele neue Vokabeln gelernt habe. *uff* Mal sehen, was die naechsten Tage bringen. Bis bald und até breve --Cornelius

P.S.: Ich wurde des Oefteren nun nach meiner hiesigen Postadresse gefragt. Wer mir also was schicken will, bitte an folgende Adresse:
----
Jaan-Cornelius Kibelka
c/o Milene Ferreira
Travessa da Escola, nº 12, Netos
3090-448 Ferreira-a-Nova
Portugal
----
Aber wehe es kommen Briefe mit Milzbrand und Stinkbomben, etc.!

... link (2 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 10. September 2006
Bom dia e ola!
So, jetzt bin ich endlich in Portugal und habe auch einen Internetanschluss, damit ich der Rest der Welt ein Lebenszeichen geben kann.
Ich am Flughafen Frankfurt Am Donnerstag (7.9.) sind meine Mutter und ich gemeinsam mit dem ICE nach Frankfurt gefahren und dort in einem Hotel im Bahnhofsviertel zu uebernachten. Fuer mich war es eher ein Wachliegen als ein Schlafen, da ich doch ziemlich aufgeregt war.
Am naechsten Morgen (8.9.) sind wir dann per S-Bahn zum Flughafen gefahren. Eigentlich sollten wir, die nach Portugal fliegenden Deutschen, uns am Schalter 546 treffen. Pech nur, dass der gerade im Umbau war ;) Naja, jedenfalls nach ein bisschen Suchen haben die sieben Maedchen und ich uns gefunden und sind dann auch gleich zum Lufthansa-Check-In-Schalter gegangen. Dort gab es mal wieder ein paar Dinge zu klaeren, da eigentlich jeder Fluggast nur 20 kg mitnehmen darf. Typisch war natuerlich, dass die (meisten) Maedchen mehr kg mitgenommen haben. Deswegen musste ich mich dann opfern und quasi die "Ehepaar-Rolle" spielen, denn ein Ehepaar darf mehr als 40 kg mitnehmen (verstehe einer diese Regeln...) Beim Check-In-Schalter fand mich die Wikipedianerin poupou'l quorouce auch noch, die auch ein Foto von mir gemacht hat. Das fand ich sehr nett. Bald darauf bestiegen wir dann auch noch via der Sicherheitskontrolle das Flugzeug.
Der Flug selbst war eigentlich relativ wenig spektakulaer, allerdings gab es das fuer mich schon lange nicht mehr gehabte warme (!) Flugzeugessen. Easyjet, flyLAL und co haben ja nur noch kostenpflichtige Nahrung. Durch geschicktes Verhandeln mit anderen Fluggaesten haben wir es dann auch noch geschafft, das ich + fuenf andere Austauschmaedchen aus Deutschland eine Bank bekommen. Immerhin.
Am Flughafen Lissabon wurden wir dann von Mitarbeitern von AFS Portugal (AFS ist meine Austauschorganisation) aufgegabelt und zu einem Bus gebracht. Wir fuhren dann durch die Vororte Lissabons zu einem Haus der Christlichen Mission Portugal. Dort erhielten wir dann unseren Zimmerschluessel und trafen ganz, ganz viele andere Jugendliche aus anderen Laendern, die auch mit AFS nach Portugal gehen. Mein "Zimmerkumpan" war zB Marius aus Norwegen. Es waren zahlreiche Laender vertreten, u.a. Kanada, USA, Guatemala, Chile, Mexiko, Island, Norwegen, Tuerkei, Thailand, China, Ungarn, etc. etc. Die naechsten 1 1/2 Tage bestanden hauptsaechlich aus Kennenlernen und Fragen stellen ("From which country you come?", "Where you stay in Portugal?", "Why you are in Portugal?" usw). Immerhin galt es 64 Andere kennenzulernen :) Sehr lustig war es zum Beispiel herauszufinden wie deutsche Maerchen auf Englisch heissen. Die AFS-Mitarbeiter haben uns die portugiesische Aussprache erklaert, wie Portugal ansich funktioniert, dass man mindestens (!) acht Kilo in den 10 Monaten zunimmt, etc.
Am Sonntag dann war dann der grosse Abschied, es wurden fleissig Emailadressen ausgetauscht und T-Shirts signiert. Danach holte mich meine Familie ab, d.h. Vitor (Gastvater), Carmen (Gastmutter), Milene (Gastschwester) und Miguel (Gastbruder). Das war schon ein komisches Gefuehl: Auf einmal komplett neue Leute sehen, die man nur vom Mailen/Chatten kennt. Danach folgte eine lange Autofahrt (etwa 3 Stunden); ich war die schon ziemlich muede, sodass ich ein wenig im Auto geschlafen habe. Nachdem wir in Figuera-da-Foz an meiner Schule vorbeigefahren sind, war es auch nicht mehr weit bis zum Haus.
Etwa um 18:00 (portugiesische Zeit) sind wir dann angekommen. Ich fuehlte mich sehr an fruehere Zeiten erinnert, als ich fuer mehrere Monate auf einem litauischen Dorf gelebt habe. Meine Gastfamilie besitzt Schweine, Hunde, Huehner, Katzen, Voegel, etc. Alle - sowohl Mensch als auch Tier - sind sehr nett, ich wurde auch gleich den hier wohnenden Grosseltern vorgestellt. Resumée: Ein sehr freundliche Gastfamilie, ein toller Ort :-) Ich freue mich auf die naechsten 10 Monate.

... link (0 Kommentare)   ... comment