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Freitag, 29. September 2006
Essen, essen, essen
jcornelius, 23:55h
Ich wurde freundlich darauf hingewiesen, dass ich doch mal auch etwas ueber eines der angeblich wichtigsten portugiesischen Dinge schreiben soll: Das Essen.
Vorab: Im Vorbereitungs"camp" meiner Organisation wurde uns erzaehlt, dass es durchaus ueblich ist, im Auslandsjahr 5-10 Kilo zuzunehmen. Dies liegt einerseits an der Essensumstellung, andererseits aber auch an den Gastmuettern, die meinen, der neue Zoegling saehe doch etwas mager aus. Dies alles kann ich voll und ganz bestaetigen...!
Ueblich ist es in Portugal 4-5 Mal am Tag zu Essen. Das Fruehstueck, ist, wie meist in der Mittelmeerregion eher karg. Ich esse meist nur ein Broetchen - ja, auch hier gibt es erstaunlicherweise Broetchen, gennant "pãozinhos" - mit selbstgemachter Quittenmarmelade oder Schinken. Das naechste Essen - genannt almoço - ist dann entweder in der Schule, wo es eine Kantine gibt, die gar nicht mal so schlecht ist, oder ich esse zu Hause. Darauf gibt es dann etwa etwa um 17:00 Uhr noch mal Essen, genannt "lunch" oder das passende Verb dazu "lunchar", irgendwie halt eine Mahlzeit zwischendurch. Und dann noch mal etwa um 20:00 Abendbrot mit passender Fernsehbegleitung (Telejournal auf RTP1).
Eine Sache ist mir sofort aufgefallen: Jeden Tag, wirklich jeden Tag, gibt es hier Fleisch oder Fisch. Da meine Gastfamilie auch Schweine und Gefluegel hat, um so nichts in diese Richtung kaufen zu muessen, gibt es hier - eher portugaluntypisch - auch sehr viel Fleisch. Dazu gibt es dann halt allerlei anderes wie Reis (arruz) oder Nudeln (messa) oder Kartoffeln (patatos). Ich habe meine Klassenkollegen gefragt, ob das denn normal sei. Die Antwort: "Was? Gibt es in Deutschland etwa auch Essen ohne Fleisch? Das geht doch gar nicht". Nunja, andere Kultur. Meist wird mir noch eine zweite Portion hingestellt, obwohl ich schon ueber-ueber-satt bin, das finde ich gar nicht gut.. Die Konsequenzen zeigen sich dann auf der Waage. Zum Nachtisch, ja das gibt es auch noch.., gibt es dann bei meiner Familie meist sehr viel Obst.
Entweder Melonen (melão) oder Weintrauben (uvos) oder - und das ist ja nun nicht sehr ueblich - gibt es dann allerlei fuer mich exotische Fruechte wie Feigen (figos) oder - dazu musste ich erstmal in der Wikipedia nachschauen, wie das auf Deutsch heisst - Kaki-Fruechte (diospiros). In 1-2 Monaten wird es dann wohl auch noch viele Orangen (leranjas) geben, jetzt sind sie jedoch noch gruen.
Fazit: In Portugal - oder besser gesagt in meiner Gastfamilie - gibt es sehr viel und fetthaltigen Essen, das aber meist wirklich gut schmeckt. Nicht umsonst ist meine Gastmutter auch Koeching (cuzinheira) in einer Schulkueche.
Was sonst noch so passiert ist? Nicht sehr viel, der Alltag schreitet ganz normal voran. Mein Portugiesisch verbessert sich von Tag zu Tag, inzwischen kann ich - und das ist wirklich notwendig und wichtig - die (einfache) Vergangenheitsform und die (zusammengesetzte) Zukunftsform. In dem Fach "Literatura Portuguesa" (Port. Literatur) musste/sollte/durfte/konnte/was auch immer ich nun ein (portugiesischsprachiges) Buch vorstellen. Meine Lehrerin gab mir dann aber anstatt eines Buches eine Kurzgeschichte von Mário-Henrique Leiria aus dem Buch "Contos do Gin-Tonic" (Geschichten von Gin-Tonic). Das habe ich dann am Donnerstag in etwa 10 Minuten komplett Portugiesisch vorgestellt (also inkl. Nacherzaehlung, Interpretation und Kurzinfo ueber den Autoren). Danach standen mir wirklich die Schweissperlen auf der Stirn, soviel Portugiesisch hatte ich noch nicht am Stueck geredet. Immerhin hat mir die Lehrerin darauf ein "very well" zugestanden *uff*
Viele Gruesse und até breve aus Portugal --Cornelius
Vorab: Im Vorbereitungs"camp" meiner Organisation wurde uns erzaehlt, dass es durchaus ueblich ist, im Auslandsjahr 5-10 Kilo zuzunehmen. Dies liegt einerseits an der Essensumstellung, andererseits aber auch an den Gastmuettern, die meinen, der neue Zoegling saehe doch etwas mager aus. Dies alles kann ich voll und ganz bestaetigen...!
Ueblich ist es in Portugal 4-5 Mal am Tag zu Essen. Das Fruehstueck, ist, wie meist in der Mittelmeerregion eher karg. Ich esse meist nur ein Broetchen - ja, auch hier gibt es erstaunlicherweise Broetchen, gennant "pãozinhos" - mit selbstgemachter Quittenmarmelade oder Schinken. Das naechste Essen - genannt almoço - ist dann entweder in der Schule, wo es eine Kantine gibt, die gar nicht mal so schlecht ist, oder ich esse zu Hause. Darauf gibt es dann etwa etwa um 17:00 Uhr noch mal Essen, genannt "lunch" oder das passende Verb dazu "lunchar", irgendwie halt eine Mahlzeit zwischendurch. Und dann noch mal etwa um 20:00 Abendbrot mit passender Fernsehbegleitung (Telejournal auf RTP1).
Eine Sache ist mir sofort aufgefallen: Jeden Tag, wirklich jeden Tag, gibt es hier Fleisch oder Fisch. Da meine Gastfamilie auch Schweine und Gefluegel hat, um so nichts in diese Richtung kaufen zu muessen, gibt es hier - eher portugaluntypisch - auch sehr viel Fleisch. Dazu gibt es dann halt allerlei anderes wie Reis (arruz) oder Nudeln (messa) oder Kartoffeln (patatos). Ich habe meine Klassenkollegen gefragt, ob das denn normal sei. Die Antwort: "Was? Gibt es in Deutschland etwa auch Essen ohne Fleisch? Das geht doch gar nicht". Nunja, andere Kultur. Meist wird mir noch eine zweite Portion hingestellt, obwohl ich schon ueber-ueber-satt bin, das finde ich gar nicht gut.. Die Konsequenzen zeigen sich dann auf der Waage. Zum Nachtisch, ja das gibt es auch noch.., gibt es dann bei meiner Familie meist sehr viel Obst.
Entweder Melonen (melão) oder Weintrauben (uvos) oder - und das ist ja nun nicht sehr ueblich - gibt es dann allerlei fuer mich exotische Fruechte wie Feigen (figos) oder - dazu musste ich erstmal in der Wikipedia nachschauen, wie das auf Deutsch heisst - Kaki-Fruechte (diospiros). In 1-2 Monaten wird es dann wohl auch noch viele Orangen (leranjas) geben, jetzt sind sie jedoch noch gruen.
Fazit: In Portugal - oder besser gesagt in meiner Gastfamilie - gibt es sehr viel und fetthaltigen Essen, das aber meist wirklich gut schmeckt. Nicht umsonst ist meine Gastmutter auch Koeching (cuzinheira) in einer Schulkueche.
Was sonst noch so passiert ist? Nicht sehr viel, der Alltag schreitet ganz normal voran. Mein Portugiesisch verbessert sich von Tag zu Tag, inzwischen kann ich - und das ist wirklich notwendig und wichtig - die (einfache) Vergangenheitsform und die (zusammengesetzte) Zukunftsform. In dem Fach "Literatura Portuguesa" (Port. Literatur) musste/sollte/durfte/konnte/was auch immer ich nun ein (portugiesischsprachiges) Buch vorstellen. Meine Lehrerin gab mir dann aber anstatt eines Buches eine Kurzgeschichte von Mário-Henrique Leiria aus dem Buch "Contos do Gin-Tonic" (Geschichten von Gin-Tonic). Das habe ich dann am Donnerstag in etwa 10 Minuten komplett Portugiesisch vorgestellt (also inkl. Nacherzaehlung, Interpretation und Kurzinfo ueber den Autoren). Danach standen mir wirklich die Schweissperlen auf der Stirn, soviel Portugiesisch hatte ich noch nicht am Stueck geredet. Immerhin hat mir die Lehrerin darauf ein "very well" zugestanden *uff*
Viele Gruesse und até breve aus Portugal --Cornelius
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Montag, 25. September 2006
Kleine Beobachtungen..
jcornelius, 23:38h
Hoh, am Freitag habe ich meinen erste Postkarte nach Netos bekommen. Meine (leibliche) Familie hat einen Urlaub in Israel genommen und natuerlich habe ich eine Postkarte aus dem nahezu gleichen Breitengrad liegendem Land bekommen. Sie zeigt Tel Aviv bei Nacht. Darueber habe ich mich sehr gefreut.
Aber der Freitag war auch durchaus in einem anderen Sinne erfolgreich. In den letzten Tagen musste ich immer beim Einsteigen im "autocarro" Geld zuecken, um meine Fahrkarte zu bezahlen (immerhin 2,35 € fuer gut 20 km!). Am Freitag nun konnte ich mein Monatsticket der Moíses-Busgesellschaft abholen. Darin aber lag nicht der Erfolg, erfolgreich war es deswegen, weil ich es geschafft habe zu erklaeren, was ich moechte und dass ich die Fahrkarte erst heute (Montag) bezahlen moechte. Als ich dann auf meine Karte geschaut habe, war ich etwas pikiert. Man glaubt es kaum, aber dieses Monatskarten-Buero hat es wirklich geschafft in meinen Namen drei Fehler, wenn man penibel ist, sogar vier Fehler einzubauen. Ich heisse Jaan und nicht Joan, Cornelius und nicht Cornelins, Kibelka und nicht Ribelka und meine ersten beiden Namen werde mit einem Bindestrich verbunden. Nungut, auslaendische Namen sind seeeehr schwer.
Am Wochende war - wie ueblich - in Netos ziemlich wenig los. Am Sonntag hat es sogar aus wie aus Gieskannen geregnet, kein Einheimischer traute sich heraus. Und was habe ich gemacht? Da ich keine portugiesischen Comics mehr ertragen konnte, die Coldplay- und Yann-Tiersen-CDs komplett durchgehoert hatte und der PC besetzt war, habe ich einen 1 1/2-stuendigen Spaziergang durch Netos und dem Nachbardorf Queridas gemacht. Aber anscheinend ist das hier total unueblich, jedenfalls wurde ich dauernd angestarrt - ein komisches Gefuehl. Als ich dann zurueck zum Haus gelaufen bin, hatte ich mein Familie - aus Versehen natuerlich - ausgesperrt. Das war dann der Witz des Tages fuer meine Gastfamilie. C'est la vie ;)
Eine weitere Beobachtung, die ich gemacht habe: Natuerlich gibt es auch hier deutsche Supermarktketten. Als erstes habe ich hier Plus und Lidl gesehen. Bei beiden Ketten war meine Familie bisher uebrigens fest davon ueberzeugt, dass sie nicht deutsch sonder italienisch oder britisch sind. Das musste ich natuerlich erstmal aufklaeren. In der letzten Woche brachte Carmen, meine Gastmutter, nun zwei Werbeprospekte von Lidl mit. Was mir natuerlich sofort auffiel: Lidl wirbt mit den gleichen Bildern und sogar dem gleichen Slogan (Lidl é barato - Lidl ist billig). Als ich ich dann den Prospekt durchgeschaut hatte, konnte ich mich vor Lachen kaum halten. Auf einer Seite wurden zwei "copos de cerveja" (Bierglaeser) mit jeweils dem Landeswappen von Bayern beworben. Nun frage ich mich wirklich: Konnte Lidl die Glaeser in Norddeutschland nicht verkaufen und versucht es jetzt im Ausland damit? Ich meine, wer soll denn hier sowas kaufen; wer erkennt denn hier das Wappen. Bayern hat man hier allerhoechsten mal mit dem Fussballverein in Verbindung gebracht, mehr aber nicht. Meine Familie konnte meinen Lachen uerberhaupt nicht verstehen...
Nun steht einen neue anstrengende Schulwoche an, mit vielen TPCs; das ist Schuelerportugiesisch und bedeutet "Trabalhos para Casa" - Arbeit fuer zu Hause. Bis bald und até breve --Cornelius
Aber der Freitag war auch durchaus in einem anderen Sinne erfolgreich. In den letzten Tagen musste ich immer beim Einsteigen im "autocarro" Geld zuecken, um meine Fahrkarte zu bezahlen (immerhin 2,35 € fuer gut 20 km!). Am Freitag nun konnte ich mein Monatsticket der Moíses-Busgesellschaft abholen. Darin aber lag nicht der Erfolg, erfolgreich war es deswegen, weil ich es geschafft habe zu erklaeren, was ich moechte und dass ich die Fahrkarte erst heute (Montag) bezahlen moechte. Als ich dann auf meine Karte geschaut habe, war ich etwas pikiert. Man glaubt es kaum, aber dieses Monatskarten-Buero hat es wirklich geschafft in meinen Namen drei Fehler, wenn man penibel ist, sogar vier Fehler einzubauen. Ich heisse Jaan und nicht Joan, Cornelius und nicht Cornelins, Kibelka und nicht Ribelka und meine ersten beiden Namen werde mit einem Bindestrich verbunden. Nungut, auslaendische Namen sind seeeehr schwer.
Am Wochende war - wie ueblich - in Netos ziemlich wenig los. Am Sonntag hat es sogar aus wie aus Gieskannen geregnet, kein Einheimischer traute sich heraus. Und was habe ich gemacht? Da ich keine portugiesischen Comics mehr ertragen konnte, die Coldplay- und Yann-Tiersen-CDs komplett durchgehoert hatte und der PC besetzt war, habe ich einen 1 1/2-stuendigen Spaziergang durch Netos und dem Nachbardorf Queridas gemacht. Aber anscheinend ist das hier total unueblich, jedenfalls wurde ich dauernd angestarrt - ein komisches Gefuehl. Als ich dann zurueck zum Haus gelaufen bin, hatte ich mein Familie - aus Versehen natuerlich - ausgesperrt. Das war dann der Witz des Tages fuer meine Gastfamilie. C'est la vie ;)
Eine weitere Beobachtung, die ich gemacht habe: Natuerlich gibt es auch hier deutsche Supermarktketten. Als erstes habe ich hier Plus und Lidl gesehen. Bei beiden Ketten war meine Familie bisher uebrigens fest davon ueberzeugt, dass sie nicht deutsch sonder italienisch oder britisch sind. Das musste ich natuerlich erstmal aufklaeren. In der letzten Woche brachte Carmen, meine Gastmutter, nun zwei Werbeprospekte von Lidl mit. Was mir natuerlich sofort auffiel: Lidl wirbt mit den gleichen Bildern und sogar dem gleichen Slogan (Lidl é barato - Lidl ist billig). Als ich ich dann den Prospekt durchgeschaut hatte, konnte ich mich vor Lachen kaum halten. Auf einer Seite wurden zwei "copos de cerveja" (Bierglaeser) mit jeweils dem Landeswappen von Bayern beworben. Nun frage ich mich wirklich: Konnte Lidl die Glaeser in Norddeutschland nicht verkaufen und versucht es jetzt im Ausland damit? Ich meine, wer soll denn hier sowas kaufen; wer erkennt denn hier das Wappen. Bayern hat man hier allerhoechsten mal mit dem Fussballverein in Verbindung gebracht, mehr aber nicht. Meine Familie konnte meinen Lachen uerberhaupt nicht verstehen...
Nun steht einen neue anstrengende Schulwoche an, mit vielen TPCs; das ist Schuelerportugiesisch und bedeutet "Trabalhos para Casa" - Arbeit fuer zu Hause. Bis bald und até breve --Cornelius
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Mittwoch, 20. September 2006
GNR, portugiesisches Fernsehen, etc.
jcornelius, 18:42h
Heiho,
am letzten Sonntag haben wir - das heisst meine Gastfamilie und ich - einen Ausflug ins von Netos aus gesehen noerdlich gelegene Mira. Dort fand ein Treffen der Mitarbeiter der Guarda Nacional Republicana statt. Mein Gastvater Vitor ist naemlich nicht nur einfach Polizist, sondern Mitglied eben dieser Gendarmerie. Die Wikipedia schreibt dazu
Zuständig außerhalb großer Städte, für den Grenzschutz, Zollangelegenheiten und Verkehrskontrollen auf Autobahnen. Die Guardia Nacional Republicana beschützt auch Regierungsgebäude, stellt Ehrenformationen bei Staatsbesuchen und verfügt über ein Reserveinfantrieregiment.
Vitor ist jedoch nicht mehr im aktiven Dienst, sondern in irgendeiner anderen Abteilung, was weiss ich ;) Jedenfalls trafen sich in Mira ein Teil der Mitarbeiter der GNR von Coimbra, um ein Nachmittag zu verbringen. Einen Nachmittag verbringen bedeutet essen, essen, essen und natuerlich trinken (vorzugsweise Wein). Nun gut, das war eigentlich sterbenslangweilig, da ich mit kaum einem reden konnte und als ein paar erfahren haben, dass ich aus Deutschland komme, kam natuerlich gleich ein "Heil Hitler!" - nun ja.
Ein Vorteil hatte dieser Sonntag dennoch: Da es den Damen auf dieser Veranstaltung aehnlich wie mir ging, d.h. sie langweilten sich, gingen die Damen und ich in ein Café - hier auch Esplanada genannt - Kaffee trinken. Danach haben wir noch einen Abstecher zum Strand gemacht. Dort durfte ich nun endlich den Ozean nicht nur sehen, wie ich es zB vom Flugzeug aus getan habe, sondern auch fuehlen. Riesige Wellen und den Salzgeruch.. ich hoffe, es ist verstaendlich, wenn man hier etwas schwaermt.
Nunja, und was macht eine portugiesische Familie sonst den Tag lang? Ja, natuerlich, fernsehen. Soweit ich das sagen darf/kann, steht in nahezu jedem portugiesischem Haushalt mindestens ein Fernsehgeraet, meistens sogar noch mehr, zum Beispiel im Schlafzimmer, etc. Und es wird sehr oft ferngesehen, wirklich oft. Beispielsweise ist es ueblich, dass auch beim Abendessen nebenher der Fernseher laueft, fuer mich aus Deutschland kommen sehr neu (auch wenn ich das schonmal in Spanien erlebt habe). Zumindest in meiner Familie ist es nicht hoeflich waehrend des Essen fernzusehen, sonst gibt es ja kein "Tischgespraech". Nebenbei kann ich sowieso nicht verstehen, wieso hier sooviel Fernsehen geschaut wird, bei der kleinen Programmauswahl. Mit einer normalen Antenne kann man folgende Kanaele empfangen:
* RTP1 (Rádio e Televisão de Portugal) - Hauptsender von RTP mit allerlei komischen Sendungen, Shows, etc. Natuerlich auch mit Nachrichten
* "2" (as dois) - soweit ich das sehen kann, auch ein offentlich-rechtlicher Sender. Nach meiner Ansicht ist das der intellektuellste Sender. Hier laufen sehr viele Dokumentationen aber auch "serioese" Diskussionsrunden à la Presseclub.
* SIC - m.E. ein Privatsender. Teilweise sehr kitschig und auf "modern" getrimmt, verkommt aber genau ins Gegenteil. Auf SIC laufen natuerlich auch die bekanntesten Telenovelas.
* TVI - gilt als absoluter Prollsender und ist auch der schlechteste Fernsehkanal Portugals.
Und natuerlich werden vor allem die beruechtigten Telenovelas gesehen. Sehr bekannt sich unter anderem die aktuellen Serien "Floribella" und "Morangos com açúcar". Erstere richtet sich eher an aeltere Fernsehzuschauer, d.h. ue. 20. Hauptcharakter ist das Maedchen Floribella. Darumherum gibt es zahlreiche weitere Personen, sowohl gute als auch, und das vor allem, schlechte. Jeder hegt gegen jeden Intrigen aus, etc. - wie halt Telenovelas so sind. Das passende Song-Album ist derzeit auf Platz 1 der portugiesischen Charts. Btw: In der Serie kommt auch eine rothaarige, aeltere Frau vor, die (in der Serie) aus Deutschland kommt, was sich vor allem in ihrem (norddeutschen) Akzent zeigt. Wie man Portugiesisch mit norddeutschem Akzent spricht? Ganz einfach, man kann das "r" einfach nicht rollen, was aber besonders im Portugiesischen (aber auch zB im Litauischen) sehr wichtig ist. Das gleiche Problem habe ich uebrigens auch ;) "Morangos com açúcar" (uebersetzt Erdbeeren mit Zucker) ist besonders beim juengeren Publikum beliebt. Die Serie selbst habe ich noch nicht ganz verstanden, was vor allem wohl daran liegt, dass ich sowas ungern schaue. Meine Gastschwestter Milene sagte mir auch, dass "meine" Generation in Portugal auch die "Erdbeeren-mit-Zucker-Generation" genannt wird, weil diese eben jene Sendung sehr oft schauen wuerden. In der Serie kommen auch derzeit in Portugal populaere Bands vor - die einzige, die ich mir gemerkt habe, ist "d'zrt" (sprich: deesaert). So, das wars von der fernsehtechnischen Front aus.
Der Schulalltag laueft nun ganz gewohnt habe. Ich freue mich derzeit immer wieder, wenn mich (mir) fremde Personen ansprechen oder einfach nur "bom dia!" sagen und mich anlaecheln, weil sie wissen "Achja, das ist der Deutsche". Seit Mittwoch habe ich nun von der Schule aus eine Lehrerin fuer Extra-Portugiesisch-Stunden erhalten. Mit dem "Unterricht" haben wir auch gleich angefangen, der vor allem darin bestand, Saetze und Wendungen zu ueben, die ich fuer den alltaeglichen Bedarf brauche. D.h. wir sind zum Beispiel zum Schreibwarenladen der Schule gegangen und ich habe Saetze wie "Wieviel kostet dieser Ordner? Und dieser Anspitzer?" geuebt, in der Schulcafeteria Bezeichnungen fuer Essen geuebt (um pão com queijo - ein Brot mit Kaese) und in der Schulbibliothek Situation des Buecherausleihens nachgespielt. Danach war ich extrem geschafft, besonders weil ich so viele neue Vokabeln gelernt habe. *uff* Mal sehen, was die naechsten Tage bringen. Bis bald und até breve --Cornelius
P.S.: Ich wurde des Oefteren nun nach meiner hiesigen Postadresse gefragt. Wer mir also was schicken will, bitte an folgende Adresse:
----
Jaan-Cornelius Kibelka
c/o Milene Ferreira
Travessa da Escola, nº 12, Netos
3090-448 Ferreira-a-Nova
Portugal
----
Aber wehe es kommen Briefe mit Milzbrand und Stinkbomben, etc.!
am letzten Sonntag haben wir - das heisst meine Gastfamilie und ich - einen Ausflug ins von Netos aus gesehen noerdlich gelegene Mira. Dort fand ein Treffen der Mitarbeiter der Guarda Nacional Republicana statt. Mein Gastvater Vitor ist naemlich nicht nur einfach Polizist, sondern Mitglied eben dieser Gendarmerie. Die Wikipedia schreibt dazu
Zuständig außerhalb großer Städte, für den Grenzschutz, Zollangelegenheiten und Verkehrskontrollen auf Autobahnen. Die Guardia Nacional Republicana beschützt auch Regierungsgebäude, stellt Ehrenformationen bei Staatsbesuchen und verfügt über ein Reserveinfantrieregiment.
Vitor ist jedoch nicht mehr im aktiven Dienst, sondern in irgendeiner anderen Abteilung, was weiss ich ;) Jedenfalls trafen sich in Mira ein Teil der Mitarbeiter der GNR von Coimbra, um ein Nachmittag zu verbringen. Einen Nachmittag verbringen bedeutet essen, essen, essen und natuerlich trinken (vorzugsweise Wein). Nun gut, das war eigentlich sterbenslangweilig, da ich mit kaum einem reden konnte und als ein paar erfahren haben, dass ich aus Deutschland komme, kam natuerlich gleich ein "Heil Hitler!" - nun ja.
Ein Vorteil hatte dieser Sonntag dennoch: Da es den Damen auf dieser Veranstaltung aehnlich wie mir ging, d.h. sie langweilten sich, gingen die Damen und ich in ein Café - hier auch Esplanada genannt - Kaffee trinken. Danach haben wir noch einen Abstecher zum Strand gemacht. Dort durfte ich nun endlich den Ozean nicht nur sehen, wie ich es zB vom Flugzeug aus getan habe, sondern auch fuehlen. Riesige Wellen und den Salzgeruch.. ich hoffe, es ist verstaendlich, wenn man hier etwas schwaermt.
Nunja, und was macht eine portugiesische Familie sonst den Tag lang? Ja, natuerlich, fernsehen. Soweit ich das sagen darf/kann, steht in nahezu jedem portugiesischem Haushalt mindestens ein Fernsehgeraet, meistens sogar noch mehr, zum Beispiel im Schlafzimmer, etc. Und es wird sehr oft ferngesehen, wirklich oft. Beispielsweise ist es ueblich, dass auch beim Abendessen nebenher der Fernseher laueft, fuer mich aus Deutschland kommen sehr neu (auch wenn ich das schonmal in Spanien erlebt habe). Zumindest in meiner Familie ist es nicht hoeflich waehrend des Essen fernzusehen, sonst gibt es ja kein "Tischgespraech". Nebenbei kann ich sowieso nicht verstehen, wieso hier sooviel Fernsehen geschaut wird, bei der kleinen Programmauswahl. Mit einer normalen Antenne kann man folgende Kanaele empfangen:
* RTP1 (Rádio e Televisão de Portugal) - Hauptsender von RTP mit allerlei komischen Sendungen, Shows, etc. Natuerlich auch mit Nachrichten
* "2" (as dois) - soweit ich das sehen kann, auch ein offentlich-rechtlicher Sender. Nach meiner Ansicht ist das der intellektuellste Sender. Hier laufen sehr viele Dokumentationen aber auch "serioese" Diskussionsrunden à la Presseclub.
* SIC - m.E. ein Privatsender. Teilweise sehr kitschig und auf "modern" getrimmt, verkommt aber genau ins Gegenteil. Auf SIC laufen natuerlich auch die bekanntesten Telenovelas.
* TVI - gilt als absoluter Prollsender und ist auch der schlechteste Fernsehkanal Portugals.
Und natuerlich werden vor allem die beruechtigten Telenovelas gesehen. Sehr bekannt sich unter anderem die aktuellen Serien "Floribella" und "Morangos com açúcar". Erstere richtet sich eher an aeltere Fernsehzuschauer, d.h. ue. 20. Hauptcharakter ist das Maedchen Floribella. Darumherum gibt es zahlreiche weitere Personen, sowohl gute als auch, und das vor allem, schlechte. Jeder hegt gegen jeden Intrigen aus, etc. - wie halt Telenovelas so sind. Das passende Song-Album ist derzeit auf Platz 1 der portugiesischen Charts. Btw: In der Serie kommt auch eine rothaarige, aeltere Frau vor, die (in der Serie) aus Deutschland kommt, was sich vor allem in ihrem (norddeutschen) Akzent zeigt. Wie man Portugiesisch mit norddeutschem Akzent spricht? Ganz einfach, man kann das "r" einfach nicht rollen, was aber besonders im Portugiesischen (aber auch zB im Litauischen) sehr wichtig ist. Das gleiche Problem habe ich uebrigens auch ;) "Morangos com açúcar" (uebersetzt Erdbeeren mit Zucker) ist besonders beim juengeren Publikum beliebt. Die Serie selbst habe ich noch nicht ganz verstanden, was vor allem wohl daran liegt, dass ich sowas ungern schaue. Meine Gastschwestter Milene sagte mir auch, dass "meine" Generation in Portugal auch die "Erdbeeren-mit-Zucker-Generation" genannt wird, weil diese eben jene Sendung sehr oft schauen wuerden. In der Serie kommen auch derzeit in Portugal populaere Bands vor - die einzige, die ich mir gemerkt habe, ist "d'zrt" (sprich: deesaert). So, das wars von der fernsehtechnischen Front aus.
Der Schulalltag laueft nun ganz gewohnt habe. Ich freue mich derzeit immer wieder, wenn mich (mir) fremde Personen ansprechen oder einfach nur "bom dia!" sagen und mich anlaecheln, weil sie wissen "Achja, das ist der Deutsche". Seit Mittwoch habe ich nun von der Schule aus eine Lehrerin fuer Extra-Portugiesisch-Stunden erhalten. Mit dem "Unterricht" haben wir auch gleich angefangen, der vor allem darin bestand, Saetze und Wendungen zu ueben, die ich fuer den alltaeglichen Bedarf brauche. D.h. wir sind zum Beispiel zum Schreibwarenladen der Schule gegangen und ich habe Saetze wie "Wieviel kostet dieser Ordner? Und dieser Anspitzer?" geuebt, in der Schulcafeteria Bezeichnungen fuer Essen geuebt (um pão com queijo - ein Brot mit Kaese) und in der Schulbibliothek Situation des Buecherausleihens nachgespielt. Danach war ich extrem geschafft, besonders weil ich so viele neue Vokabeln gelernt habe. *uff* Mal sehen, was die naechsten Tage bringen. Bis bald und até breve --Cornelius
P.S.: Ich wurde des Oefteren nun nach meiner hiesigen Postadresse gefragt. Wer mir also was schicken will, bitte an folgende Adresse:
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Jaan-Cornelius Kibelka
c/o Milene Ferreira
Travessa da Escola, nº 12, Netos
3090-448 Ferreira-a-Nova
Portugal
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Aber wehe es kommen Briefe mit Milzbrand und Stinkbomben, etc.!
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