Mittwoch, 3. Januar 2007
Bom ano novo
Olá, selbstverständlich wird auch in Portugal Silvester gefeiert und selbstverständlich auch hier mit relativ viel Feuerwerk (fogo de artifício). Doch der Reihe nach:

Der 31. Dezember lief absolut normal ab, ich hatte das Gefühl, es wäre ein Tag wie alle anderen Ferientage. Vielleicht eine kleine Ausnahme war, dass das Fernsehprogramm wieder mit zahlreichen Estreias gespickt war, zu Denglish Free-TV-Premiere: Shrek 2, Spiderman 2 und was weiß ich noch nicht alles. Erst am Abend wurde mir erklärt, dass mein Gastbruder Miguel, meine Gastschwester Milene und ich gemeinsam nach Figueira da Foz fahren, um dort Passagem do ano zu feiern. Währenddessen liefen im Fernsehen bereits teilweise kleine Uhren in der Ecke, die anzeigten wie viele Stunden denn es noch bis 2007 seien.

Nach einer rasenden Autofahrt, mein Gastbruder fährt auf Nationalstrassen statt der erlaubten 50 gerne mal 120, kamen wir mit drei Plastikbechern und einer Flasche Sekt heil in Figueira da Foz an. Dort gab es erstmal das Problem der Parkplatzsuche, da wir anscheinend nicht die Einzige waren, die hier "feiern" wollten. Später sind wir zur langen Strandpromenade von Figueira gelaufen, dort sah ich dann, dass sehr, sehr, sehr viele Menschen hier feiern wollte und bereits feierten. Eine Bühne war aufgebaut und ein DJ rief ständig die fehlenden Minuten bis Mitternacht in die verschiedenen abgespielten Songs herein. Eine kleine Zusammenstellung meiner eigenen Fotohoehepunkte des Feuerwerks Schließlich wurde dann ganz traditionell die letzten zehn Sekunden auf Portugiesisch rückwaerts gezählt (ich glaube, es war das erste Mal, dass ich zu Silvester die Zahlen in einer anderen Sprachen rückwärts gezählt habe). Selbstverständlich knallten dann auch die Sektkorken und das Feuerwerk, das am Strand aufgebaut war, fing an. Nach 15 Minuten, ich habe währenddessen fleßsig die "Feuerwerk-Funktion" meiner neuen Kamera ausprobiert, war es jedoch bereits wieder vorbei und die Menschen verstreuten sich beziehungsweise blieben einfach dort, um auf das für 01:00 terminierte Konzert der besonders bei Jugendlichen meines Alters vergötterten Band d'zrt (sprich diiisört) zu warten. Währenddessen verriet mir meine Gastschwester, die nach drei Plastikbechern Sekt schon sehr alcoolicamente bem-disposta war (offizieller Begriff für angeheitert, wörtlich alkoholisch bzw. auf Grund von Alkohols gut gelaunt), dass es ihr erstes Silvester ohne Eltern sei. Da fiel mir ein: Gleiches auch bei mir, nur dass ich "erst" 17 bin, sie bereits 24.

Die darauffolgenden Stunden wurden, wie üblich, in den verschiedensten Bars und Örtlichkeiten verbracht. Ich hab zahlreiche neue Bekannte meiner Gastgeschwister kennen gelernt... Im Grund genommen ist das portugiesische Silvester nicht groß anders als das deutsche. Wenn überhaupt, gibt es den Unterschied, dass hier nicht wie in einigen Regionen Süddeutschlands Fondue gemacht wird, es kein Bleigießen gibt, kaum Luftschlangen, erst recht keine Knallerbsen und dass die Portugiesen selbst kaum "knallen", die jeweilige Stadt veranstaltet das Feuerwerk.

Viele Grüße, bis bald und até breve --Cornelius

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Freitag, 29. Dezember 2006
Weihnachten vorbei..
Endlich. Endlich ist nun Weihnachten vorbei und ich ergattere mal wieder den Laptop und habe Zeit, um etwas in meinen Blog zu schreiben.

Eigentlich hatte ich am Anfang nur gedacht, dass ich meine Mutter aus Deutschland Geschenke für meine Gastfamilie schicken lasse, ist das doch wesentlich einfacher.. ;) Dann habe ich mich aber doch entschieden noch selber welche zu kaufen. Für meine Schwester war es habe ich die CD des Sängers André Sardet, den sie mehr oder weniger vergöttert, gekauft, für meinen Bruder Hip-Hop-CDs, für meinen Vater deutsches Bier aus dem hiesigen Lidl und für meine Gastmutter Bilder von mir und ein Bilderrahmen. Alle Geschenke sind gut bei den Beschenkten ankommen, das hat mir vor allem gefreut.

Aber selbstverständlich habe ich auch noch Geschenke nach Deutschland geschickt. Unter anderem drei Flaschen Portwein, einen bolo rei (eine portugiesische Weihnachtsspezialität, die m.E. bisschen komisch ist), einen Galo de Barcelos (ein typisches portugiesisches Souvenir), ein kleines portugiesisches Boot und noch ein paar andere Sachen. Anscheinend habe ich dann doch etwas zu viel gekauft und dann nach Deutschland geschickt: In der Post war ich erstaunt, dass die 2 Pakete insgesamt sieben Kilo wogen und ich dafür etwas mehr als 50 Euro bezahlen musste... Gluecklicherweise ist Weihnachten nur ein Mal pro Jahr.

Weihnachten selbst bestand dann vor allem aus einem: Essen, essen, essen. Meine Gastmuter und Gastschwester kochte quasi durch, damit es sowohl am 24., 25., als auch am 26. ein Festmahl gab (und das fuer Mittagessen + Abendessen). Ich selbst habe ich mich da auch ein bisschen beteiligt, denn mir fehlte etwas die typische deutsche Weihnachtsatmosphaere, die ich mit dem Fabrizieren von Plaetzchen herstellen wollte. Bedauerlicherweise haben Portugiesen natuerlich keine Foermchen, sodass ich auf ein kleines Schnapsglas und eine dreieckige Zahnstocherverpackung zurueckgreifen musste (Not macht erfinderisch..). Nachdem ich und auch die Plaetzchen zuerst mal wieder etwas komisch beaeugt wurden, wurden sie mit Heisshunger aufgegessen, sodass nichts mehr davon uebrig blieb. Weil ich mich etwas beschwerte, dass doch der Zuckerguss fehle, stellte meine Gastmutter Schokoladenguss her, sodass die Plaetzchen wirklich gut wurden.
Sonst finde ich, dass das portugiesische Weihnachten eher langweilig ist. Der Weihnachtsbaum, den ich im vorletzten Bericht zeigte, war nur zur Dekoration und stand gar nicht - wie in Deutschland - im Mittelpunkt des ganzen Geschehens. Die Geschenke gab es erst um Mitternacht (24./25.) am Essenstisch, zwischen Abendessen (Ende 21:00) und Mitternacht sieht man sich dann das portugiesische Weihnachtsfernsehprogramm an. Gesungen wird hier auch nicht, wenn ueberhaupt, hoert man hier nur englische Gesaenge oder selbige ins portugiesische uebersetzt. Ich habe bis jetzt nur ein wirlich naturportugiesisches Weihnachtslied gehoert.. schade!

Meine Geschenkausbeute war natuerlich wesentlich kleiner, da ich ja bereits zum Geburtstag eine Digitalkamera geschenkt bekommen habe und das eigentlich Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk ist. Meine Mutter schickte mir dann noch ein paar typische Weihnachtsspezialitaeten aus Deutschland wie Stollen und Lebkuchen mit, auch wenn leider die von mir vergoetterten weissen Dominosteine fehlten.

Nun gehen die letzten Tage des Jahres vorbei, die Austauschschuelerin meiner Familie vom letzten Jahr ist nochmal fuer eine Woche zu Besuch da, ich habe Coimbra besucht (gibts demnaechst einen Bericht). Soweit ich das gehoert habe, macht meine Familie nichts Besonderes zu Silvester.

Bis bald; frohes, neues Jahr (bon ano novo) und até logo --Cornelius

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Freitag, 15. Dezember 2006
Advent, Advent, kein Lichtlein brennt
Vor ein paar Woche bat mich jemand - ich hab wieder vergessen wer es war - doch mal ueber den portugiesischen Advent zu berichten. Der m.E. etwas haesslich Weihnachtsbaum bei mirWie mir bereits zu dem Zeitpunkt klar war, gibt es in dem Sinne keinen "portugiesischen Advent". Die einzigen Hinweise darauf, dass nun Weihnachten naht, sind die Jingles in der Werbung, die nun alle auf "Let it snow, let it snow, let it snow" oder alternativ "Jingle bells, jingle bells" umgestellt worden sind. Ausserdem versuchen sich die einzelnen portugiesischen Staedte in ihrem Lichterkettenglanz zu uebertreffen; gewonnen hat hierbei wohl mal wieder Lisboa, die den (angeblich) groessten Weihnachtsbaum Europas - der natuerlich nur aus Lichterketten besteht - aufgestellt haben. Bei mir zu Hause wurde nun der Weihnachtsbaum aufgestellt und eine kleine Lichterkette an einen Strauch im Garten gehaengt und sonst ein paar komische Kraenze - das wars dann aber schon. Das Wetter zeigt sich natuerlich etwas kaelter, aber die Sonne scheint immer noch. Die vier Sonntage vor dem 24. Dezember haben keine besondere Bedeutung, da waren der 1. und der 8. Dezember wichtiger, beide sind Feiertage in Portugal. Am 1. Dezember erinnert man sich an die Wiederherstellung der Unabhaenigkeit im Jahre 1640, nachdem zuvor das portugiesische Koenigsgeschlecht (m.E.) ausgestorben war und daher die benachbarten Spanier Portugal uebernommen haben. Am 8. Dezember wird, wie auch in manch anderen Laendern, Mariae Empfaengnis gefeiert..

Seit Das - von aussen - unspektakulaere Schwimmbad in Alhadasdieser Woche habe ich nun auch endlich angefangen schwimmen zu gehen. Nachdem ich eine Weile rumgefragt habe, was man so in Figueira und Umgebung machen kann, habe ich mich fuers Schwimmen entschieden, weil ich nach 3 1/2 Jahren Judo keine Lust mehr darauf hatte. Nach der Suche nach einem Schwimmbad wurde ich auch bald fuendig, in der Nachbargemeinde Alhadas gibt es eine hervorragendes, kleines Schwimmbad. Das habe ich dann am Dienstag besucht, ich war fast alleine dort. Nach einer Stunde Schwimmen bzw. 40 Bahnen war ich so kaputt, weil ich so lange nicht mehr geschwommen war.. Achja, Badekappe ist natuerlich Pflicht.

Heute, am Freitag, haben nun endlich auch die langersehnten Ferien angefangen. Mit den ersten hiesigen Ferien hat auch die "1º periodo" aufgehoert, also das erste Trimester. Das heisst auch, dass die zahlreichen Noten verteilt worden sind. Irgendwie koennen sich meine Lehrer nicht entscheiden, ob ich eine qualitative ("gut/bom", "grauenhaft/mediócre", "ausreichend/suficiente", usw.) oder eine quantitate (in Noten, also 0-20) erhalten soll. Wahrscheinlich wird mein erstes Zeugnis ein Mischmasch aus beidem sein, denn in Englisch bekomme ich auf jeden Fall eine Note, wahrscheinlich 16 oder 17, dagegen werde ich in Latein wohl ein "bom" bekommen, in Filosofia zu meiner Ueberraschung auch ein "bom", in Sport dagegen wieder eine 13, wobei es eigentlich eine 12 sein sollte, aber mein Sportlehrer hat mir wegen "guten Betragens" (ich wuerde doch immer beim Aufbauen helfen) einen Extrapunkt bekommen.. Mit dem Ende des ersten Trimesters mussten meine Klasse und ich auch noch zwei Umfrageboegen einmal vom portugiesischen Gesundheitsministerium und einmal vom Kreis Figueira da Foz ausfuellen. Waehrend ich den letzten - wieso auch immer - nicht ausfuellen durfte, war der erste vom Gesundheitsministerium zum Thema Drogen amuesant. Natuerlich ging es auch um das Thema Drogen ("Hast du schon 'cogumelos mágicos' [in Deutschland Magic Mashrooms] zu dir genommen? Wenn ja, wo? Hast du schon Wein getrunken? Wenn ja, wann hast du damit angefangen? Wo trinkst du? Warst du schon mal betrunken? Hast du schon mal 'haxixe' (Haschisch) zu dir genommen?, etc. etc." ), es ging auch um mein sonstiges Leben und meine Familie mit Fragen wie "Wie oft schlaegt dein Vater deine Mutter bzw. andersherum?", "Was liest du fuer Zeitungen?", "Was sind dein Lieblingsfernsehsender?", aber die besten Fragen kamen eindeutig am Schluss mit "Fuehlst du dich als Buerger von Portugal?", "Fuehlst du dich als Buerger der CPLP [Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder]?" und "Fuehlst du dich als Buerger der Welt?". Mehrere Lehrer erklaerten mir, diese Umfragen waeren typisch portugiesisch, nach dem Motto "Wir zeigen, dass wir was machen", obwohl dann doch nichts gemacht wird.

GesternMeine bisher namenslose, neue Katze (oder doch ein Kater?) habe ich eine zu meiner absoluten Ueberraschung von meinen Gasteltern eine kleine Katze geschenkt bekommen, damit ich mich doch "nicht so einsam fuehlen soll". Meine Gastmutter hat das Kaetzchen, das noch keinen Namen hat, wohl irgendwo vor ihrer Schule aufgegriffen, weil sie es "so niedlich fand". Ich dachte mir dabei, wenn man alle rumstreuenden Katzen aufnehmen wuerde, die niedlich aussehen, koennte man ein neues Tierheim aufmachen.. Nun gut, das namenlose Kaetzchen, ich weiss noch nicht mal, ob es ein Kater oder eine Katze ist, wurde erstmal gewaschen und hat Anti-Parasiten-Medizin bekommen und sitzt gerade in einem grossen (wirklich grossen) Vogelkaefig und schlaeft. Um natuerlich auch der restlichen Netzgemeinde zu zeigen wie die Katze aussieht, habe ich ein Bild hochgeladen, auch wenn ich sonst die "och-ist-das-suess"-Bilder nicht leiden kann.

Morgen, Mariana - eine Maedchen aus einer Parallelklasse - und ich mit Rehgeweiham Samstag, fahre ich dann endlich mit den portugiesichen Schnellzug Alfapendular nach Lisboa um dort am 50. Geburtstag meiner Austauschorganisation AFS teilzunehmen und natuerlich auch die ganzen anderen Schueler wieder zu sehen. Ich hoffe, dass ich wenigstens ein bisschen U-Bahn fahren und auch ein paar Bilder machen kann.. Am Dienstag werde ich dann etwas ausfuehrlich darueber berichten.

Viele Gruesse, até breve und bis bald --Cornelius

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