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Mittwoch, 11. April 2007
Semana Santa und 2 Besuche
jcornelius, 17:30h
Olá,
tja, wenn meine Gastschwester a) nach Frankreich gefahren ist und b) ihren Laptop in Reparatur gegeben hat ist es c) leider sehr schwierig gewesen ins Internet zu kommen und erst recht einen neuen Blogbericht zu schreiben, deswegen hole ich das jetzt nach den Ferien nach.
Die férias da páscoa begannen erstmal mit einer gaehnen Langeweile, denn was soll man schon in Netos tun, wenn da nichts los ist? Also habe ich mir die Zeit vertrieben zu lernen, wie man Griessbrei auf dem Herd kocht. Dabei gab es jedoch ein Grundproblem: sémola de trigo, wie Weizengriess auf Portugiesisch heisst, ist in Portugal nahezu unbekannt. In den Supermaerkten gibt es zwar Maisgriess, aber den konnte ich ja nicht fuer Griessbrei benutzen. Nach einer Weile rumfragen in Figueira da Foz habe ich dann doch Griess im Bioladen gefunden, neben indischem Chili und anderen Gewuerzen.. Die Milch brannte beim Kochen dann zwar ein bisschen an und wahrscheinlich hatte ich zuwenig Milch verwendet, sodass der Brei etwas elástico wurde, aber ich fand ihn lecker. Das hinderte jedoch nicht meine Familie - oder eher meine Gastmutter - daran einen Entsetzensschrei auszustossen à la "Wie kannst du das nur essen? Das ist ja so plastikmaessig und hat gar kein Geschmack!!" Nun gut...
Da ich, wie geschrieben, den Anfang meiner Ferien langweilig fand, hatte ich ein Experiment versucht: Ich schrieb allen, die in Portugal sind, deren Nummer ich habe, dass die Ferien doch so langweilig seien und wartete auf die Antwort. Neben einigen Mitleidsbekunden schrieb mir auch Anna, eine deutsche Austauschschuelerin aus Porto, dass es ihr ebenso gebe. Darauf schlug sie vor, dass sie doch nach Coimbra kommen koennte und ich ihr die Stadt zeigen koennte. Genau das haben wir dann am Donnerstag in der ersten Woche gemacht. Ich habe wieder mal das alte Universitaetsgelaende gesehen (also Biblioteca Joanina, Capela São Miguel und der Doktorensaal), habe alte Kirchen gezeigt (Sé Velha [alter Bischofssitz] und Sé Nova [neuer Bischofssitz]) und die Gaerten (jardins) gezeigt. Zum ersten Mal habe ich auch die Gewaechshaeuser im Botanischen Garten in Coimbra besuchen koennen, die sonst immer verschlossen waren, sehr sehenswert! Dieses mal konnte ich auch nicht wiederstehen und habe mir endlich ein dunkelrotens T-Shirt mit dem Unilogo gekauft, ich muss ja schliesslich zeigen, dass ich die Biblioteca Joanina inzwischen nicht mehr sehen kann... Jedenfalls, Anna war sehr angetan von der Stadt aber doch enttaeuscht, dass sie - im Gegesatz zu Porto - doch recht klein ist. Das ist auch wahr, nach etwa 5 Stunden laufen hat man so ziemlich alles in Coimbra gesehen (wenn man solche Dinge wie das Chemiemuseum auslaesst). Deswegen haben wir noch ein paar Buchhandlung besucht, um mal wieder festzustellen wie "armselig" der literarische Bestand portugiesischer Buchhandlung ist. Ich erwarte ja nun nicht viel, aber zumindest ein Buch von Astrid Lindgren, und so es nun Michel (den ich nicht mag) oder Pippi das Meias-Altas, kann man schon haben. Aber nein, in Portugal gibt es kein einziges Buch (mehr?) von Astrid Lindgren, doch enttaeuschend. Dennoch habe ich ein anderes schoenes Buch gefunden: Der Herr der Diebe, O Príncipe dos Ladrões, von Cornelia Funke. Immerhin etwas!
Nach diesem Besuch in Coimbra schlug mir meine Gastmutter am selben Abend vor bzw. fragte mich, wieso ich denn nicht mehr passeios unternehme. Das kam fuer mich dann voellig ueberraschend, denn normalerweise muss man (unabhaengige) Reisen zwei Wochen vor Antritt bei meiner Austauschorganisation anmelden, extrem buerokratisch. Nach diesem Vorschlag erfreut, rief ich in Lisboa bei meiner Freundin Lisa an, ob denn ein Nachtquartier zu haben sei. Nach einer positiven Antwort bin ich dann am Mittwoch der zweiten Woche auf abenteuerliche Weise per Zug nach Lisboa gefahren. Ich wollte naemlich wenigsten einmal ausprobieren, wie es denn ist per Regionalzug von Coimbra nach Lisboa zu fahren. Man muss zwar einmal in Entroncamento, eine mittelgrosse Stadt genau zwischen Coimbra und Lisboa, umsteigen und die Fahrt dauert so gute drei Stunden, dafuer ist es aber extrem billig (9,80 €) - kein Vergleich zum Alfa Pendular, der die Strecke zwar in 2 1/4 Stunden zuruecklegt, die Fahrkarte dann aber auch 16-20 € kostet. Jedenfalls in Lisboa angekommen, hiess dass, weil ich im Dezember nicht viel von Lisboa gesehen hatte, vor allem Sehenswuerdigkeiten abklappern. Lisa zeigte mir unter anderen das Castelo São Jorge, das niedliche aber ziemlich enge Stadtviertel Alfama (schoene Wohngegend), das Hauptgeschaeftsviertel zwischen Baixa und Chiado, das Ausgehviertel Bairro Alto, das zahlreiche tolle Laeden hat und wir sind mit dem Elevador Santa Justa (ein Vertikalaufzug zu einer kleinen Aussichtsplatform) gefahren. Auch mit Lisa habe ich - weiterhin auf der Suche nach portugiesischen Astrid-Lindgren-Buechern - mehere Buchlaeden abgeklappert, aber es scheint wohl immer unwahrscheinlicher, dass es Buecher dieser Autorin in (europaeischem) Portugiesisch gibt. Dafuer habe ich drei andere Buecher erworben, die ich bereits auf Deutsch gelesen hatte: A Biblioteca Mágica (Bibbi Bokkens Magische Bibliothek), História de uma Gaivota e do Gato que a Ensinou a Voar (Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte) und A Cidade dos Deuses Selvagens (Die Stadt der Wilden Goetter), immerhin eine reiche Ausbeute. Am Mittwoch Abend habe ich es auch noch geschafft wenigstens fuer zwei Stunden Lissaboner U-Bahnen zu fotografieren, das ich bisher nicht geschafft habe. Was mir dabei auffiel, dass es in Lissabon besonders viele Seitenbahnsteige gibt (also ein Bahnhof hat zwei schmale Bahnsteige fuer je eine Linienrichtung), dass die Zuege auch noch um 20-21 Uhr im 3-5 Minutentakt fahren und dass der kuenstlerische Aspekt bei der Metro Lisboa nicht zu verachten ist. Am Donnerstag habe ich noch den obligatorischen Besuch bei den Pastéis de Belém gemacht (kleine warme Kuechlein, deren Hauptbestandteil Ei ist; ist man mit Zimt und Puderzucker) und danach bin ich auch schon mit dem Zug zurueckgefahren. Bei der Ankunft sagte mir meine Gastmutter, dass sie es schade faende, wenn ich Portugal verlassen wuerde ohne das Ozeanarium in Lisboa zu sehen. Das heisst, ich werde mit Sicherheit nochmal nach Lisboa fahren...
Als letztes Ereignis in den Ferien stand Ostern an. Waehrend in Deutschland ja vorwiegen die Osterhasen von Haus zu Haus hoppeln, ist das Fest hier etwas christlicher. Zunaechst ist man hier Folar, ein trockenes, suesses Brot, das mit 12 (!) Eiern gebacken wird; meine Gastmutter konnte nicht wiederstehen und hat auch drei diese Kuchen gebacken (Eier gibt es hier genug...). Im Uebrigen wird die ganze Osterwoche hier Semana Santa genannt, also zu Deutsch "heilige Woche". Dementsprechend gibt es Quarta-feira Santa (heiliger Mittwoch, keine Entsprechung im Deutschen), Quinta-feira Santa (heiliger Donnerstag, in Deutschland Gruendonnerstag), Sexta-feira Santa (heiliger Freitag, in Deutschland Karfreitag) und dementsprechend bis Sonntag weiter... Feiertage sind hier nur der Freitag und der Sonntag, der darauffolgende Ostermontag wird hier als eine Art Samstag gehalten, die Geschaefte haben offen, aber wenige Leute arbeiten. Der Ostersonntag begann damit, dass meine Gastgrossmutter Pflanzen vor unsere Tuer streute; ich wusste noch gar nicht, was da passieren wuerde. Etwa um 17:00 gingen wir dann zum Haus Verwandter, wo der Weg zur Tuer ebenfalls mit Pflanzen/Blumen bestreut war. Dann kamen rot gekleidete Leute der oertliche Kirchgemeinde mit Weihwasser, einer Glocke und einem mit Blumen geschmueckten metallenem Kreuz. Darauf fanden sich zahlreiche Leute im Wohnzimmer unserer Verwandter ein und der Herr mit dem Kreuz ging an ihnen vorbei und alle kuessten (oder taten zumindest so als ob) das Kreuz. Das gleiche geschah noch weitere drei Mal (im Haus meiner Gastgrosstante, meiner Gastgrosseltern und im unseren Haus). Mir kam das eher vor wie ein Wettbewerb à la "Wer kuesst wieviel mal das Kreuz?", aber das sei so Tradition, etc., etc. Em final war das auch schon das portugiesische Ostern, mehr geschah nicht...
Derweil hat jetzt wieder die Schule angefangen, sechs Woche noch und dann habe ich vorfristige Ferien, da ich bekanntlich keine Examen mitmache. Und in zehn Wochen bin ich schon fast wieder in Deutschland... Beijinhos, ciao, ciaozão, até breve --Cornelius
tja, wenn meine Gastschwester a) nach Frankreich gefahren ist und b) ihren Laptop in Reparatur gegeben hat ist es c) leider sehr schwierig gewesen ins Internet zu kommen und erst recht einen neuen Blogbericht zu schreiben, deswegen hole ich das jetzt nach den Ferien nach.
Die férias da páscoa begannen erstmal mit einer gaehnen Langeweile, denn was soll man schon in Netos tun, wenn da nichts los ist? Also habe ich mir die Zeit vertrieben zu lernen, wie man Griessbrei auf dem Herd kocht. Dabei gab es jedoch ein Grundproblem: sémola de trigo, wie Weizengriess auf Portugiesisch heisst, ist in Portugal nahezu unbekannt. In den Supermaerkten gibt es zwar Maisgriess, aber den konnte ich ja nicht fuer Griessbrei benutzen. Nach einer Weile rumfragen in Figueira da Foz habe ich dann doch Griess im Bioladen gefunden, neben indischem Chili und anderen Gewuerzen.. Die Milch brannte beim Kochen dann zwar ein bisschen an und wahrscheinlich hatte ich zuwenig Milch verwendet, sodass der Brei etwas elástico wurde, aber ich fand ihn lecker. Das hinderte jedoch nicht meine Familie - oder eher meine Gastmutter - daran einen Entsetzensschrei auszustossen à la "Wie kannst du das nur essen? Das ist ja so plastikmaessig und hat gar kein Geschmack!!" Nun gut...
Da ich, wie geschrieben, den Anfang meiner Ferien langweilig fand, hatte ich ein Experiment versucht: Ich schrieb allen, die in Portugal sind, deren Nummer ich habe, dass die Ferien doch so langweilig seien und wartete auf die Antwort. Neben einigen Mitleidsbekunden schrieb mir auch Anna, eine deutsche Austauschschuelerin aus Porto, dass es ihr ebenso gebe. Darauf schlug sie vor, dass sie doch nach Coimbra kommen koennte und ich ihr die Stadt zeigen koennte. Genau das haben wir dann am Donnerstag in der ersten Woche gemacht. Ich habe wieder mal das alte Universitaetsgelaende gesehen (also Biblioteca Joanina, Capela São Miguel und der Doktorensaal), habe alte Kirchen gezeigt (Sé Velha [alter Bischofssitz] und Sé Nova [neuer Bischofssitz]) und die Gaerten (jardins) gezeigt. Zum ersten Mal habe ich auch die Gewaechshaeuser im Botanischen Garten in Coimbra besuchen koennen, die sonst immer verschlossen waren, sehr sehenswert! Dieses mal konnte ich auch nicht wiederstehen und habe mir endlich ein dunkelrotens T-Shirt mit dem Unilogo gekauft, ich muss ja schliesslich zeigen, dass ich die Biblioteca Joanina inzwischen nicht mehr sehen kann... Jedenfalls, Anna war sehr angetan von der Stadt aber doch enttaeuscht, dass sie - im Gegesatz zu Porto - doch recht klein ist. Das ist auch wahr, nach etwa 5 Stunden laufen hat man so ziemlich alles in Coimbra gesehen (wenn man solche Dinge wie das Chemiemuseum auslaesst). Deswegen haben wir noch ein paar Buchhandlung besucht, um mal wieder festzustellen wie "armselig" der literarische Bestand portugiesischer Buchhandlung ist. Ich erwarte ja nun nicht viel, aber zumindest ein Buch von Astrid Lindgren, und so es nun Michel (den ich nicht mag) oder Pippi das Meias-Altas, kann man schon haben. Aber nein, in Portugal gibt es kein einziges Buch (mehr?) von Astrid Lindgren, doch enttaeuschend. Dennoch habe ich ein anderes schoenes Buch gefunden: Der Herr der Diebe, O Príncipe dos Ladrões, von Cornelia Funke. Immerhin etwas!
Nach diesem Besuch in Coimbra schlug mir meine Gastmutter am selben Abend vor bzw. fragte mich, wieso ich denn nicht mehr passeios unternehme. Das kam fuer mich dann voellig ueberraschend, denn normalerweise muss man (unabhaengige) Reisen zwei Wochen vor Antritt bei meiner Austauschorganisation anmelden, extrem buerokratisch. Nach diesem Vorschlag erfreut, rief ich in Lisboa bei meiner Freundin Lisa an, ob denn ein Nachtquartier zu haben sei. Nach einer positiven Antwort bin ich dann am Mittwoch der zweiten Woche auf abenteuerliche Weise per Zug nach Lisboa gefahren. Ich wollte naemlich wenigsten einmal ausprobieren, wie es denn ist per Regionalzug von Coimbra nach Lisboa zu fahren. Man muss zwar einmal in Entroncamento, eine mittelgrosse Stadt genau zwischen Coimbra und Lisboa, umsteigen und die Fahrt dauert so gute drei Stunden, dafuer ist es aber extrem billig (9,80 €) - kein Vergleich zum Alfa Pendular, der die Strecke zwar in 2 1/4 Stunden zuruecklegt, die Fahrkarte dann aber auch 16-20 € kostet. Jedenfalls in Lisboa angekommen, hiess dass, weil ich im Dezember nicht viel von Lisboa gesehen hatte, vor allem Sehenswuerdigkeiten abklappern. Lisa zeigte mir unter anderen das Castelo São Jorge, das niedliche aber ziemlich enge Stadtviertel Alfama (schoene Wohngegend), das Hauptgeschaeftsviertel zwischen Baixa und Chiado, das Ausgehviertel Bairro Alto, das zahlreiche tolle Laeden hat und wir sind mit dem Elevador Santa Justa (ein Vertikalaufzug zu einer kleinen Aussichtsplatform) gefahren. Auch mit Lisa habe ich - weiterhin auf der Suche nach portugiesischen Astrid-Lindgren-Buechern - mehere Buchlaeden abgeklappert, aber es scheint wohl immer unwahrscheinlicher, dass es Buecher dieser Autorin in (europaeischem) Portugiesisch gibt. Dafuer habe ich drei andere Buecher erworben, die ich bereits auf Deutsch gelesen hatte: A Biblioteca Mágica (Bibbi Bokkens Magische Bibliothek), História de uma Gaivota e do Gato que a Ensinou a Voar (Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte) und A Cidade dos Deuses Selvagens (Die Stadt der Wilden Goetter), immerhin eine reiche Ausbeute. Am Mittwoch Abend habe ich es auch noch geschafft wenigstens fuer zwei Stunden Lissaboner U-Bahnen zu fotografieren, das ich bisher nicht geschafft habe. Was mir dabei auffiel, dass es in Lissabon besonders viele Seitenbahnsteige gibt (also ein Bahnhof hat zwei schmale Bahnsteige fuer je eine Linienrichtung), dass die Zuege auch noch um 20-21 Uhr im 3-5 Minutentakt fahren und dass der kuenstlerische Aspekt bei der Metro Lisboa nicht zu verachten ist. Am Donnerstag habe ich noch den obligatorischen Besuch bei den Pastéis de Belém gemacht (kleine warme Kuechlein, deren Hauptbestandteil Ei ist; ist man mit Zimt und Puderzucker) und danach bin ich auch schon mit dem Zug zurueckgefahren. Bei der Ankunft sagte mir meine Gastmutter, dass sie es schade faende, wenn ich Portugal verlassen wuerde ohne das Ozeanarium in Lisboa zu sehen. Das heisst, ich werde mit Sicherheit nochmal nach Lisboa fahren...
Als letztes Ereignis in den Ferien stand Ostern an. Waehrend in Deutschland ja vorwiegen die Osterhasen von Haus zu Haus hoppeln, ist das Fest hier etwas christlicher. Zunaechst ist man hier Folar, ein trockenes, suesses Brot, das mit 12 (!) Eiern gebacken wird; meine Gastmutter konnte nicht wiederstehen und hat auch drei diese Kuchen gebacken (Eier gibt es hier genug...). Im Uebrigen wird die ganze Osterwoche hier Semana Santa genannt, also zu Deutsch "heilige Woche". Dementsprechend gibt es Quarta-feira Santa (heiliger Mittwoch, keine Entsprechung im Deutschen), Quinta-feira Santa (heiliger Donnerstag, in Deutschland Gruendonnerstag), Sexta-feira Santa (heiliger Freitag, in Deutschland Karfreitag) und dementsprechend bis Sonntag weiter... Feiertage sind hier nur der Freitag und der Sonntag, der darauffolgende Ostermontag wird hier als eine Art Samstag gehalten, die Geschaefte haben offen, aber wenige Leute arbeiten. Der Ostersonntag begann damit, dass meine Gastgrossmutter Pflanzen vor unsere Tuer streute; ich wusste noch gar nicht, was da passieren wuerde. Etwa um 17:00 gingen wir dann zum Haus Verwandter, wo der Weg zur Tuer ebenfalls mit Pflanzen/Blumen bestreut war. Dann kamen rot gekleidete Leute der oertliche Kirchgemeinde mit Weihwasser, einer Glocke und einem mit Blumen geschmueckten metallenem Kreuz. Darauf fanden sich zahlreiche Leute im Wohnzimmer unserer Verwandter ein und der Herr mit dem Kreuz ging an ihnen vorbei und alle kuessten (oder taten zumindest so als ob) das Kreuz. Das gleiche geschah noch weitere drei Mal (im Haus meiner Gastgrosstante, meiner Gastgrosseltern und im unseren Haus). Mir kam das eher vor wie ein Wettbewerb à la "Wer kuesst wieviel mal das Kreuz?", aber das sei so Tradition, etc., etc. Em final war das auch schon das portugiesische Ostern, mehr geschah nicht...
Derweil hat jetzt wieder die Schule angefangen, sechs Woche noch und dann habe ich vorfristige Ferien, da ich bekanntlich keine Examen mitmache. Und in zehn Wochen bin ich schon fast wieder in Deutschland... Beijinhos, ciao, ciaozão, até breve --Cornelius
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Montag, 26. März 2007
Férias da Páscoa
jcornelius, 18:32h
Endlich, endlich, endlich! Endlich habe ich nach elf Wochen ununterbrochener Schule zwei Wochen Osterferien (férias da Páscoa) bekommen. Endlich kann ich mich etwas ausruhen und auschlafen, auch wenn der Nachteil natuerlich ist, dass es hier nichts zu tun gibt.
Gluecklicherweise hatte/habe ich auch Ferien, als die Umstellung auf Sommerzeit stattfand, die es natuerlich auch in Portugal gibt. Dennoch bleibt der Zeitunterschied von einer Stunde zwischen Portugal und Deutschland gleich, bekanntlich hat Portugal ja Greenwich Time. „Lustigerweise“ klagt die portugiesische Wirtschaft, dass man doch (wieder) die Mitteleuropaeische Uhrzeit (MEZ) einfuehren sollte, das es doch so viele Komplikationen bei den Geschaeften mit Spanien und den anderen europaeischen Laendern gaebe. Dazu muss ich aber erwaehnen, dass Portugal auch schon die Mitteleuropaeische Uhrzeit (MEZ) hatte, die MEZ gab es hier von 1966-1976 und 1992-1996, sie wurde jedoch „zum Wohle des Schlafes unserer Kinder“ abgeschafft.
In der letzten Schule habe ich nicht nur einen nicht ganz so guten Mathetest auch meine Praesentation in Literatura Portuguesa gehalten. Wir behandeln derzeit die Moderne und jeder der 13 Schueler in meiner Klasse musste einen Poeten der portugiesischen Moderne vorstellen. Ich habe den vorletzten im Lehrbuch bekommen, den Existenzialisten Ruy Belo. Die biografische Vorstellung an sich ist ja kein Problem, schwieriger wird es da schon, wenn man den ahnungslosen portugiesischen Schueler Existenzialismus, Metaphysik und Opus Dei erklaeren muss. Mein Vorgehensweise war jedoch recht simpel; zuerst die Sachen auf Deutsch verstehen (Hilfe via meiner lieben Mutter in Deutschland sowie Wikipedia und Wikipedia-Chat), danach das meiner Literatur-Lehrerin erklaeren und danach es in simplen Worten und mit Beispielen in der Klasse vorstellen. Ich brauchte natuerlich dazu auch noch Buecher und Zeitschriften in der Stadtbibliothek, wo mich die Mitarbeiterinnen komisch anschauten, ich glaube noch nie hat dort ein Schueler nach einer Zeitung aus den Achtziger Jahren gefragt... Schlussendlich verlief die Praesentation ganz gut, in der letzten Stunde habe ich sogar erfahren, dass sie mit der Note 14 die beste der Klasse war (das Angeben sei mir bitte hier erlaubt ;-) ) Wenn ich schon mal soviel ueber einen portugiesichen Autor herausfinde, tue ich natuerlich eine gute Tat und uebersetzte meine Informationen ins Deutsche, daraus entstanden ist ein netter, kleiner Biografieartikel bei Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Ruy_Belo)
Zwar regnet es gerade, aber grundsaetzlich haben gerade hier die Fruehlingsgefuehle eingesetzt. Die letzten vier Naechte rennt ein Igel (ouriço) ueber den Hof und macht die Hunde verrueckt (ja wirklich rennt, ich dachte nie dass ein Igel so schnell sein kann). Aber nicht nur die ouriços sind gerade los, eine Sau hat am Samstag 15 kleine Ferkelchen geworfen, zwei davon sind jedoch bereits so schwach, dass sie wohl in den naechsten Tagen sterben werden. Drei der 15 Ferkel habe kleine niedlich schwarze Flecken, der Rest ist ganz „natuerlich“. Der Tierarzt war bereits da und hat den Ferkelchen die Zaehnen mit einer Zange „abgeschnitten“, sonst wuerden sie sich gegenseitig beissen. Derzeit regt sich jedoch meine Gastmutter ueber die „bloeden“ Ferkel auf, weil sie sich alle um ganz bestimmte Sauzitzen streiten, waehrend drei andere Zitzen unbenutzt bleiben (ich finde das ja typisch ferkelhaft, aber sie sagt, dass waere nicht normal...). Aber nicht unsere Sau hat gerade geworfen, sondern auch eines unserer Huehner durfte ein paar Eier ausbrueten, sodass in einer Kiste jetzt (ich glaube) 5 Kueken um die Mutterhenne flitzen und sich unter ihr verstecken.
Leider ist es noch nicht so warm, dass man ins Meer baden gehen kann, am Meer selbst war ich jedoch bereits schon. Letztes Wochenende habe ich mir ein Fahrrad geschnappt und bin 15 Kilometer Landstrasse zum Praia da Tocha gefahren, dort gibt es uebrigens einen der ersten Radwege Portugals. Waehrend die Luft schon sehr warm war, ist das Wasser mit 10-15 Grad doch noch ziemlich kuehl, auch wenn ich schon die ersten Surfer gesehen habe. Uebrigens ist jetzt die Zeit der mare vivas, lebende Meere, das heisst der Atlantik ist derzeit etwas wild und hat bereits in der Region Lissabon ein Campingplatz ueberflutet (was den Nachrichten natuerlich Liveschaltung und 20 Minuten Gelaber wert war).
Naechste Woche veranstaltet die Stadt Figueira da Foz eine „Woche der Jugend“ (Semana da Juventude) mit zahlreichen Aktivitaeten, sodass ich wenigstens in der zweiten Woche etwas zu tun habe. Leider hat mir meiner Familie das Segeln auf dem Fluss verboten, weil sie nicht die Verantwortung uebernehmen wollen, naja, macht nis. Bis bald, ciao, até breve, --Cornelius
Nachtrag zum oeffentlich Geschehen in Portugal:
Wie vielleicht einige Fussballbegeisterte wissen werden, fand am Sonntag das Fussballlaenderspiel (wow, 3 l) zwischen Portugal und Belgien statt. Im Vorfeld dessen gab es einige Probleme, weil der Torhueter Belgiens, Stijn Stijnen, geschrieben "wir machen Cristiano Ronaldo in 2 Minuten fertigt". Die Revanche dafuer gab es am Sonntag, Portugal schlug Belgien mit 4:0, zwei Tore davon schoss Cristiano Ronaldo. Waehrend des Spiels, das in Lisboa stattfand, wurden der Torhueter vom Publikum ausgepfiffen.
Und noch was anderes: Bekanntlich gib es ja so eine Manie von nationalen Fernsehsendern die "beste", "groesste", "beruehmteste" Persoenlichkeit eines Landes zu waehlen. In Deutschland fand das im ZDF statt und Konrad Adenauer landete auf Platz Eins. Gleiches gab es in den letzten Monaten unter dem Namen "Os Grandes Portugueses" auch in Portugal. Die "unteren" 90 Plaetze der 100er-Liste wurde per Umfrage ermittelt, die obersten 10 per Televoting. Das Ergebnis war dann doch ziemlich schockierend/peinlich/was auch immer, je nach politischem Standpunkt: Auf Platz landete mit ueber 40 Prozent António de Oliveira Salazar, der Diktator der Portugal ueber mehr als 30 Jahren regierte. Tja, Portugal...
Gluecklicherweise hatte/habe ich auch Ferien, als die Umstellung auf Sommerzeit stattfand, die es natuerlich auch in Portugal gibt. Dennoch bleibt der Zeitunterschied von einer Stunde zwischen Portugal und Deutschland gleich, bekanntlich hat Portugal ja Greenwich Time. „Lustigerweise“ klagt die portugiesische Wirtschaft, dass man doch (wieder) die Mitteleuropaeische Uhrzeit (MEZ) einfuehren sollte, das es doch so viele Komplikationen bei den Geschaeften mit Spanien und den anderen europaeischen Laendern gaebe. Dazu muss ich aber erwaehnen, dass Portugal auch schon die Mitteleuropaeische Uhrzeit (MEZ) hatte, die MEZ gab es hier von 1966-1976 und 1992-1996, sie wurde jedoch „zum Wohle des Schlafes unserer Kinder“ abgeschafft.
In der letzten Schule habe ich nicht nur einen nicht ganz so guten Mathetest auch meine Praesentation in Literatura Portuguesa gehalten. Wir behandeln derzeit die Moderne und jeder der 13 Schueler in meiner Klasse musste einen Poeten der portugiesischen Moderne vorstellen. Ich habe den vorletzten im Lehrbuch bekommen, den Existenzialisten Ruy Belo. Die biografische Vorstellung an sich ist ja kein Problem, schwieriger wird es da schon, wenn man den ahnungslosen portugiesischen Schueler Existenzialismus, Metaphysik und Opus Dei erklaeren muss. Mein Vorgehensweise war jedoch recht simpel; zuerst die Sachen auf Deutsch verstehen (Hilfe via meiner lieben Mutter in Deutschland sowie Wikipedia und Wikipedia-Chat), danach das meiner Literatur-Lehrerin erklaeren und danach es in simplen Worten und mit Beispielen in der Klasse vorstellen. Ich brauchte natuerlich dazu auch noch Buecher und Zeitschriften in der Stadtbibliothek, wo mich die Mitarbeiterinnen komisch anschauten, ich glaube noch nie hat dort ein Schueler nach einer Zeitung aus den Achtziger Jahren gefragt... Schlussendlich verlief die Praesentation ganz gut, in der letzten Stunde habe ich sogar erfahren, dass sie mit der Note 14 die beste der Klasse war (das Angeben sei mir bitte hier erlaubt ;-) ) Wenn ich schon mal soviel ueber einen portugiesichen Autor herausfinde, tue ich natuerlich eine gute Tat und uebersetzte meine Informationen ins Deutsche, daraus entstanden ist ein netter, kleiner Biografieartikel bei Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Ruy_Belo)
Zwar regnet es gerade, aber grundsaetzlich haben gerade hier die Fruehlingsgefuehle eingesetzt. Die letzten vier Naechte rennt ein Igel (ouriço) ueber den Hof und macht die Hunde verrueckt (ja wirklich rennt, ich dachte nie dass ein Igel so schnell sein kann). Aber nicht nur die ouriços sind gerade los, eine Sau hat am Samstag 15 kleine Ferkelchen geworfen, zwei davon sind jedoch bereits so schwach, dass sie wohl in den naechsten Tagen sterben werden. Drei der 15 Ferkel habe kleine niedlich schwarze Flecken, der Rest ist ganz „natuerlich“. Der Tierarzt war bereits da und hat den Ferkelchen die Zaehnen mit einer Zange „abgeschnitten“, sonst wuerden sie sich gegenseitig beissen. Derzeit regt sich jedoch meine Gastmutter ueber die „bloeden“ Ferkel auf, weil sie sich alle um ganz bestimmte Sauzitzen streiten, waehrend drei andere Zitzen unbenutzt bleiben (ich finde das ja typisch ferkelhaft, aber sie sagt, dass waere nicht normal...). Aber nicht unsere Sau hat gerade geworfen, sondern auch eines unserer Huehner durfte ein paar Eier ausbrueten, sodass in einer Kiste jetzt (ich glaube) 5 Kueken um die Mutterhenne flitzen und sich unter ihr verstecken.
Leider ist es noch nicht so warm, dass man ins Meer baden gehen kann, am Meer selbst war ich jedoch bereits schon. Letztes Wochenende habe ich mir ein Fahrrad geschnappt und bin 15 Kilometer Landstrasse zum Praia da Tocha gefahren, dort gibt es uebrigens einen der ersten Radwege Portugals. Waehrend die Luft schon sehr warm war, ist das Wasser mit 10-15 Grad doch noch ziemlich kuehl, auch wenn ich schon die ersten Surfer gesehen habe. Uebrigens ist jetzt die Zeit der mare vivas, lebende Meere, das heisst der Atlantik ist derzeit etwas wild und hat bereits in der Region Lissabon ein Campingplatz ueberflutet (was den Nachrichten natuerlich Liveschaltung und 20 Minuten Gelaber wert war).
Naechste Woche veranstaltet die Stadt Figueira da Foz eine „Woche der Jugend“ (Semana da Juventude) mit zahlreichen Aktivitaeten, sodass ich wenigstens in der zweiten Woche etwas zu tun habe. Leider hat mir meiner Familie das Segeln auf dem Fluss verboten, weil sie nicht die Verantwortung uebernehmen wollen, naja, macht nis. Bis bald, ciao, até breve, --Cornelius
Nachtrag zum oeffentlich Geschehen in Portugal:
Wie vielleicht einige Fussballbegeisterte wissen werden, fand am Sonntag das Fussballlaenderspiel (wow, 3 l) zwischen Portugal und Belgien statt. Im Vorfeld dessen gab es einige Probleme, weil der Torhueter Belgiens, Stijn Stijnen, geschrieben "wir machen Cristiano Ronaldo in 2 Minuten fertigt". Die Revanche dafuer gab es am Sonntag, Portugal schlug Belgien mit 4:0, zwei Tore davon schoss Cristiano Ronaldo. Waehrend des Spiels, das in Lisboa stattfand, wurden der Torhueter vom Publikum ausgepfiffen.
Und noch was anderes: Bekanntlich gib es ja so eine Manie von nationalen Fernsehsendern die "beste", "groesste", "beruehmteste" Persoenlichkeit eines Landes zu waehlen. In Deutschland fand das im ZDF statt und Konrad Adenauer landete auf Platz Eins. Gleiches gab es in den letzten Monaten unter dem Namen "Os Grandes Portugueses" auch in Portugal. Die "unteren" 90 Plaetze der 100er-Liste wurde per Umfrage ermittelt, die obersten 10 per Televoting. Das Ergebnis war dann doch ziemlich schockierend/peinlich/was auch immer, je nach politischem Standpunkt: Auf Platz landete mit ueber 40 Prozent António de Oliveira Salazar, der Diktator der Portugal ueber mehr als 30 Jahren regierte. Tja, Portugal...
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Freitag, 16. März 2007
Kleine Beochbachtungen III
jcornelius, 18:37h
Olá, da in dieser Woche ausser einem grauenhaften Mathetest nichts besonderes passiert ist, schreibe ich diese Woche etwas ueber meine Beobachtungen, die ich in Portugal mache.
Laut einer Studie gehoert Portugal - nicht zu Unrecht uebrigens - zum zweitpatriotistischen Land der Welt, nach den USA. Wie auch immer man Patriotismus misst, halte ich das fuer nicht falsch. Die portugiesische Flagge, oben im Titel meines Blogs zu sehen, ist quasi heilig und darf nicht beschmutzt werden (kein Scherz). Besonders seit der WM 2006, als Scolari, der Trainer der portugiesischen Fussballnationalmannschaft (selecção), die Portugiesen aufgerufen hat hinter der Mannschaft zu stehen und das mit dem Hissen der Flagge zu zeigen, sind die Portugiesen erst recht in einem Flaggenwahn. Ueberall, wirklich nahezu an jedem Haus, sehe ich eine portugiesische Fahne, die, uebrigens, das Wappen des frueheren portugiesischen Koenigshauses zeigt. Auch am Haus meiner Familie war eine Flagge gehisst, meine Familie hat sich aber abgenommen, da sie im Winter geschont werden muesste...
Ich schrieb ja bereits in einem anderen Bericht etwas ueber das stetige Minderwertigkeitsgefuehl (senção da inferioridade) der Portugiesen, seitdem sie seit der Entdeckerzeit (ja, lang ists her), nicht mehr Grossnation Portugal sind. Deswegen versucht man soviel Portugal wie moeglich in die Nachrichten zu "stecken" und gibt sich nur mit etwa zehn Minuten anderer Nachrichten ab, also die, die in der deutschen Tagesschau etwa 75 % des Inhalts darstellen. Das merke ich besonders beim Sportteil. Weiss jemand wie der Trainer vom Londoner Fussballclub Chelsea (ja, der Club, wohin Ballack emigriert ist)? Ich wusste es nicht, muss ich gestehen, aber hier erfaehrt man sowas, denn der Trainer heisst José Mourinho und ist - natuerlich - Portugiese. Das hat zur Folge, dass die portugiesischen Nachrichten jedes, wirklich jedes Spiel des FC Chelsea verfolgen, sei es auch nur eine langweilige Partie gegen, wer weiss, Portsmouth oder Tottenham. Gleiches gilt natuerlich auch noch fuer Manchester United, denn dort spielt einer der portugiesischen Nationalhelden, Cristiano Ronaldo. Komischerweise ist er bei den Maedchen nicht ganz so beliebt wie in Deutschland (ich erinnere mich noch an die WM als die Maedchen meiner Klasse laut aufschrien als er eingewechselt wurde..). Dennoch, auch die Spiele von ManU werden haargenau verfolgt.
Das fuehrt mich schon zu einem anderen Punkt: Auswanderer. Portugiesen sind, das war mir gar nicht so bewusst, ein grosses Auswanderervolk. Portugiesen wandern com vontade (mit Lust und Laune) vor allem nach Frankreich (frança) oder Luxemburg (Luxemburgo, lies Luschenburgo) aus. Das fuehrte mich bereits in den ersten Monaten zu der Annahmen, die mir bisher noch nicht wiederlegt wurde, das jeder Portugiese einen Verwandten/Bekannten in Luxemburg hat. Meine Familie hat irgendwelche Geschenke zu Weihnachten nach Luxemburg geschickt, in der Schule waren viele schon in Luxemburg und meinen dann Deutsch zu koennen, auch wenn ich immer wieder sagen, dass Lëtzebuergesch und Deutsch nicht das gleiche sind. Andersherum, gibt es in Portugal auch sehr viele Einwanderer, besonders aus den alten Kolonien Portugals. So sieht man oft Afrikaner (die koennen aus Angola, Moçambique, Guiné, São Tome e Principe oder Cap Verde kommen), ich erinnere auch noch mal daran, dass der Priester in der Nachbargemeinde aus Angola kommt... Lustig war aber auch einmal eine typische Umfrage des portugiesischen Erziehungsministeriums in meiner Matheklasse, wo herauskam, das etwa die Haelfte der Eltern meiner Mitschueler in Angola geboren sind.
Eine andere Sache ist aber auch noch ganz interessant: die Jugend-SMS-Sprache. Das man in Deutschland bei SMS abkuerzt, ist ja keine Frage, eine SMS ist ja nicht unendlich. Im Deutschen kann man, meiner Meinung zumindest, nicht soviel an den Worten herumaendern, da sonst bald der Sinn verloren geht. Portugiesisch hat, zumindest in normalen Sprachgebrauch, aber einen erheblich geringeren Wortschatz, sodass die Auswahl der Worte nicht so gross ist. Das fuehrt dazu, dass die SMS teilweise extrem verstuemmelt und fuer einen Uneingeweihten wie unverstaendlicher Buchstabensalat aussehen. Mal ein Beispiel:
* Que achas? Podes-me buscar na sexta-feira depois da escola? Se não, não faz mal, mas não gosto do autocarro. (normales Portugiesisch)
In SMS-Abkuerzung sieht das dann wie folgt aus:
* K axax? Podxm buskar na 6a dp da xkola? S ñ, ñ faz mal, ms ñ goxto d autocarro
Auf Deutsch heisst der Satz uebrigens Was denkst du? Kannst du mich am Freitag nach der Schule abholen? Wenn nein, macht nichts, aber ich mag den Bus nicht sehr. Es faellt auf, dass die portugiesische Jugendliche sehr gerne das "c" durch das "k" (kappa) und den "sch"-Laut durch ein "x" (schisch) ersetzen. Diese "Sprache" zu lernen hat schon etwas gebraucht, inzwischen beherrsche ich sie ganz gut, auch wenn ich sie fast nie benutze...
Zum Abschluss noch eine andere Sache betreffend Jugend hier. In den USA ist bekanntlich MySpace extrem bekannt und genutzt. Gleiches gibt es aber auch in Porgual, hier heisst es hi5 (englisch ausgesprochen) und ist wirklich zu einem notwendigem Mittel der sozialen Integration geworden. Man braucht, normalerweise, ein hi5-Seite, um auch in der Schule, zumindest bei einem bestimmten Teil von Jugendlichen, akzeptiert zu werden. Eine hi5-Seite beinhaltet den ueblichen Schnickschnack von Lieblingsfarbe bis Lieblingszitat, Groesse, Gewicht, single oder vergeben, etc., etc. Dazu kann man dann noch Fotos von sich reinstellen sowie Musik und Videos hochladen. Zum typischen MySpace-Prinzip gehoert aber natuerlich, ohne das geht es nicht, die "Freunde"-Funktion. Jeden Seite einer Person hat den "Amigo"-Button, damit verlinkt man die Person auf seiner eigenen Seite und erhoeht somit die "Freunde"-Zahl. Normale hi5-User meiner Schule haben auf diese Weise zwischen 300 und 400 "Freunde", wobei ich behaupte, mindestens die Haelfte der Personen kennen sich nicht gegenseitig.
Beijinhos, até breve, xau, xauzão, --Cornelius
P.S.: Auf besonderen Wunsch hier noch Fotos von meiner Gastfamilie:
Carmen, meine Gastmutter
Milene, meine Gastschwester
Vitor, mein Gastvater
und Miguel, mein Gastbruder
Laut einer Studie gehoert Portugal - nicht zu Unrecht uebrigens - zum zweitpatriotistischen Land der Welt, nach den USA. Wie auch immer man Patriotismus misst, halte ich das fuer nicht falsch. Die portugiesische Flagge, oben im Titel meines Blogs zu sehen, ist quasi heilig und darf nicht beschmutzt werden (kein Scherz). Besonders seit der WM 2006, als Scolari, der Trainer der portugiesischen Fussballnationalmannschaft (selecção), die Portugiesen aufgerufen hat hinter der Mannschaft zu stehen und das mit dem Hissen der Flagge zu zeigen, sind die Portugiesen erst recht in einem Flaggenwahn. Ueberall, wirklich nahezu an jedem Haus, sehe ich eine portugiesische Fahne, die, uebrigens, das Wappen des frueheren portugiesischen Koenigshauses zeigt. Auch am Haus meiner Familie war eine Flagge gehisst, meine Familie hat sich aber abgenommen, da sie im Winter geschont werden muesste...
Ich schrieb ja bereits in einem anderen Bericht etwas ueber das stetige Minderwertigkeitsgefuehl (senção da inferioridade) der Portugiesen, seitdem sie seit der Entdeckerzeit (ja, lang ists her), nicht mehr Grossnation Portugal sind. Deswegen versucht man soviel Portugal wie moeglich in die Nachrichten zu "stecken" und gibt sich nur mit etwa zehn Minuten anderer Nachrichten ab, also die, die in der deutschen Tagesschau etwa 75 % des Inhalts darstellen. Das merke ich besonders beim Sportteil. Weiss jemand wie der Trainer vom Londoner Fussballclub Chelsea (ja, der Club, wohin Ballack emigriert ist)? Ich wusste es nicht, muss ich gestehen, aber hier erfaehrt man sowas, denn der Trainer heisst José Mourinho und ist - natuerlich - Portugiese. Das hat zur Folge, dass die portugiesischen Nachrichten jedes, wirklich jedes Spiel des FC Chelsea verfolgen, sei es auch nur eine langweilige Partie gegen, wer weiss, Portsmouth oder Tottenham. Gleiches gilt natuerlich auch noch fuer Manchester United, denn dort spielt einer der portugiesischen Nationalhelden, Cristiano Ronaldo. Komischerweise ist er bei den Maedchen nicht ganz so beliebt wie in Deutschland (ich erinnere mich noch an die WM als die Maedchen meiner Klasse laut aufschrien als er eingewechselt wurde..). Dennoch, auch die Spiele von ManU werden haargenau verfolgt.
Das fuehrt mich schon zu einem anderen Punkt: Auswanderer. Portugiesen sind, das war mir gar nicht so bewusst, ein grosses Auswanderervolk. Portugiesen wandern com vontade (mit Lust und Laune) vor allem nach Frankreich (frança) oder Luxemburg (Luxemburgo, lies Luschenburgo) aus. Das fuehrte mich bereits in den ersten Monaten zu der Annahmen, die mir bisher noch nicht wiederlegt wurde, das jeder Portugiese einen Verwandten/Bekannten in Luxemburg hat. Meine Familie hat irgendwelche Geschenke zu Weihnachten nach Luxemburg geschickt, in der Schule waren viele schon in Luxemburg und meinen dann Deutsch zu koennen, auch wenn ich immer wieder sagen, dass Lëtzebuergesch und Deutsch nicht das gleiche sind. Andersherum, gibt es in Portugal auch sehr viele Einwanderer, besonders aus den alten Kolonien Portugals. So sieht man oft Afrikaner (die koennen aus Angola, Moçambique, Guiné, São Tome e Principe oder Cap Verde kommen), ich erinnere auch noch mal daran, dass der Priester in der Nachbargemeinde aus Angola kommt... Lustig war aber auch einmal eine typische Umfrage des portugiesischen Erziehungsministeriums in meiner Matheklasse, wo herauskam, das etwa die Haelfte der Eltern meiner Mitschueler in Angola geboren sind.
Eine andere Sache ist aber auch noch ganz interessant: die Jugend-SMS-Sprache. Das man in Deutschland bei SMS abkuerzt, ist ja keine Frage, eine SMS ist ja nicht unendlich. Im Deutschen kann man, meiner Meinung zumindest, nicht soviel an den Worten herumaendern, da sonst bald der Sinn verloren geht. Portugiesisch hat, zumindest in normalen Sprachgebrauch, aber einen erheblich geringeren Wortschatz, sodass die Auswahl der Worte nicht so gross ist. Das fuehrt dazu, dass die SMS teilweise extrem verstuemmelt und fuer einen Uneingeweihten wie unverstaendlicher Buchstabensalat aussehen. Mal ein Beispiel:
* Que achas? Podes-me buscar na sexta-feira depois da escola? Se não, não faz mal, mas não gosto do autocarro. (normales Portugiesisch)
In SMS-Abkuerzung sieht das dann wie folgt aus:
* K axax? Podxm buskar na 6a dp da xkola? S ñ, ñ faz mal, ms ñ goxto d autocarro
Auf Deutsch heisst der Satz uebrigens Was denkst du? Kannst du mich am Freitag nach der Schule abholen? Wenn nein, macht nichts, aber ich mag den Bus nicht sehr. Es faellt auf, dass die portugiesische Jugendliche sehr gerne das "c" durch das "k" (kappa) und den "sch"-Laut durch ein "x" (schisch) ersetzen. Diese "Sprache" zu lernen hat schon etwas gebraucht, inzwischen beherrsche ich sie ganz gut, auch wenn ich sie fast nie benutze...
Zum Abschluss noch eine andere Sache betreffend Jugend hier. In den USA ist bekanntlich MySpace extrem bekannt und genutzt. Gleiches gibt es aber auch in Porgual, hier heisst es hi5 (englisch ausgesprochen) und ist wirklich zu einem notwendigem Mittel der sozialen Integration geworden. Man braucht, normalerweise, ein hi5-Seite, um auch in der Schule, zumindest bei einem bestimmten Teil von Jugendlichen, akzeptiert zu werden. Eine hi5-Seite beinhaltet den ueblichen Schnickschnack von Lieblingsfarbe bis Lieblingszitat, Groesse, Gewicht, single oder vergeben, etc., etc. Dazu kann man dann noch Fotos von sich reinstellen sowie Musik und Videos hochladen. Zum typischen MySpace-Prinzip gehoert aber natuerlich, ohne das geht es nicht, die "Freunde"-Funktion. Jeden Seite einer Person hat den "Amigo"-Button, damit verlinkt man die Person auf seiner eigenen Seite und erhoeht somit die "Freunde"-Zahl. Normale hi5-User meiner Schule haben auf diese Weise zwischen 300 und 400 "Freunde", wobei ich behaupte, mindestens die Haelfte der Personen kennen sich nicht gegenseitig.
Beijinhos, até breve, xau, xauzão, --Cornelius
P.S.: Auf besonderen Wunsch hier noch Fotos von meiner Gastfamilie:
Carmen, meine Gastmutter
Milene, meine Gastschwester
Vitor, mein Gastvater
und Miguel, mein Gastbruder
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