Dienstag, 21. November 2006
Schule mit Brot im Regen, dazu Harry Potter
Olá, zuerst einmal muss ich mich mal für die Ausfälle meines Blog entschuldigen, irgendwie hat der Server des Blogbetreibers eine Fliege gemacht und ist über den Jordan geflogen. Nun gut, ich hoffe, das passiert nicht nochmal; sonst muss ich den Betreiber wechseln.
Was ist in der letzten Woche passiert? Ah ja, am Wochenende war wieder Regenphase in Portugal, sodass es wieder Überschwemmungen gab und ich den ganzen Sonntag zu Hause geblieben bin. Am Freitag war das Gewitter dann so schlimm, dass die Sicherung rausgeflogen ist. Das passierte dann gerade dann, als ich mal wieder allein zu Hause war und ich noch nicht wusste, wo der Sicherungskasten ist. Glücklicherweise, wie man weiß, funktioniert das Telefon auch bei Stromausfall, sodass ich meinen Gastvater Vitor anrufen und bescheid sagen konnte, dass er sich doch bitte beeilen solle mit dem nach Hause kommen. Derweil habe ich dann die vier Kerzen in diesem Haushalt gesucht und 20 Minuten im Halbdunkeln verbracht. Das war dann wieder ein Wir-lachen-uns-tot-Moment für meine Gastfamilie..

Derweil zieht die Schule in den letzten drei Wochen vor den Ferien doch ziemlich an. Gestern habe ich meinen Englischtest über Cloning and GM food geschrieben, einen ähnlichen Englischtest werde ich dann am Donnerstag nochmal schreiben. Wieso? Das liegt daran, dass ich meine erste Englischstunde der Woche mit den Klassen 11B und 11E verbringe; am Donnerstag jedoch muss ich, weil ich sonst eine Mathestunde verpassen würde (wie schrecklich...!) in eine andere Englischklasse wechseln, dort habe ich dann mit den Parallelklassen 11A und 11F. Derweil muss ich auch noch einen Kurzvortrag über den portugiesischen Schriftsteller Camillo Pessanha vorbereiten, von dem auch meine Gastfamilie noch nichts gehört hatte. Der Hammer kam dann aber letzte Woche in Latein: Ich muss bis zum 4. Dezember (mein Geburtstag..!) eine 12-seitige Hausarbeit über die römische Gesellschaft anfertigen, auf portugiesisch natürlich. Principialmente ist das ja nicht allzu schwer, aber ohne eine genaue Definition, was man denn unter "Sociedade romana" versteht, wird das etwas schwieriger. Das selbstgemacht Brot meiner Gastmutter Ich hatte dann am Sonntag mit der Klassenaufteilung Roms angefangen, gestern habe ich nun gehört, unter Gesellschaft würde man hier eher die Orte des Alltags verstehen. Seufz, das steht noch etwas Arbeit vor mir.

Inzwischen kenne ich nun eine weitere Spezialität meiner Gastmutter: Selbstgemachtes Brot. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das wohl ganz normales Mehlbrot. Der Ofen meiner GastfamilieJedenfalls ist das Brot (warm) sehr, sehr lecker und jedem zu empfehlen. Das Brot wird im großen Ofen mit den ganzen Fischen gebraten, so dass dann ein leichter Beigeschmack entsteht, der wirklich vorzüglich ist. Wenn ich wieder in Deutschland bin, werde ich das auf jeden Fall vermissen.

Was ich letzte Woche nicht mehr erwähnen konnte:
Harry Potter e a Câmara dos SegredosDerzeit lese ich Harry Potter auf Portugiesisch, was wirklich einfacher ist als ich dachte. Erstmal kenne ich die Geschichte inzwischen sehr gut (ich habe die Bücher auf Deutsch und Englisch, den ersten auch auf Litauisch gelesen), andererseits erschließt man sich einfach Vokabeln, die man nicht kennt, aus dem Kontext. Und wenn man mal ein paar Wörter nicht versteht, macht das auch nichts, da J.K.Rowling den wunderbaren Stil besitzt extrem zu schwafeln. Mein derzeitigen Lieblingswort, das ich bei Harry Potter gefunden habe, ist übrigens "lengalenga", d.h. Litanei auf Portugiesisch.Harry Potter e o Prisineiro de Azkaban Heute (Dienstag) habe ich mir, nach dem ich vorletzte und letzte Woche Harry Potter 2 und 3 gelesen habe, Band 5 ausgeliehen. Das wird bestimmt interessant.

So genug langweiliges Zeug geschrieben, ich muss mich an die Hausaufgaben machen. Viele Grüße und até breve --Cornelius

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Dienstag, 14. November 2006
Nachträge und ein wenig Poesie
Das Werbeplakat der Liste A waehrend der Schuelersprecherwahlen meiner Schule
Olá, zuerst einmal ein Nachtrag zum letzten Beitrag, in dem ich von dem Schülersprecherwahlen an meiner Schule geschrieben. Nun habe ich endlich den Scanner in Betrieb genommen und konnte nun auch das erwähnte, von mir geliebte und wahrscheinlich die Liste A nur deswegen gewählte Plakat zeigen. Für die Leser, deren linguistische Fähigkeiten nicht allzu sehr ausgeprägt sind: "Juventude em movimento" bedeutet mehr oder weniger "Jugend in Bewegung".

Ein zweiter Nachtrag, diesmal ohne direkten Bezug auf letzte Woche. Derzeit arbeit der zwölfte Jahrgang an einer Zeitschrift mit dem Namen "inkultu", die im Dezember erscheinen soll. In dieser Zeitschrift, die wohl einem Jahrbuch ähneln wird, werden und wurden Beiträge aller Schüler der Schule gesammelt. Um noch etwas Inhalt zu bekommen, hat der zwölfte Jahrgang alle Schüler der "Linguas e literaturas"-Kurse gebeten, ein Gedicht zu schreiben. Da ich ja nun eben zu diesem gehöre, habe ich ein Gedicht über meine bisherige Zeit in Portugal (auf Deutsch) geschrieben. Die Zeitschrift wird sowohl das Deutsche als auch die von mir gelieferte Übersetzung abdrucken. Gleichwohl muss ich zu dem Gedicht anmerken, dass ich mich nur bedingt an die üblichen Regeln gehalten habe, also bitte keine verärgerten Kommentare über fehlende Metrik, Silbenfehler und was weiß ich noch alles :) Und noch was: Pedro Neto ist mein Sportlehrer und brüllt wirklich in den genannten Sprachen, die er aber kaum beherrscht; außerdem den letzten Satz bitte nicht allzu ernst nehmen, natürlich vermisse ich Berlin + Deutschland..

Von Berlin, weit weg von hier,
Da komm ich her
Ich bleibe hier, es gefällt mir sehr,
Viele Fragen muß ich ertragen,
Wo kommst du her? Was machst du hier?
Und was sie alles sagen
Auch die Lehrer sind ganz toll
Doch ich weiß nicht, was ich tun soll
Der Pedro Neto ist schon komisch
Brüllt in Englisch, Deutsch, Französisch
José Cardoso macht Mathe rasch,
Der Unterricht, der ist nicht lasch,
Filosofia ist zum Gähnen
Da will man sich im Bette wähnen
Inglês, Latim, die gehen gut,
Bei Sprachen weiß man, was man tut
Wo lern ich Garett und Verde?
In Literatura mit Versen und Geschichten
Mit Drama, Lyrik und Gedichten
Kommt Portugal mir näher

Doch nicht nur Schule gibt es hier
Im Picadeiro auch viel Bier
Dazu auch Tequila und viel Shots
Da beschütze mich, mein lieber Gott
Bei Karaoke gibts viel Spaß
Doch bei den Liedern doch: „Was ist denn das?“
Bei Conquistador, „já fui ao Brasil”
Wirds irgendwann zuviel

Eine Sache, die darf ich nicht vergessen
Der Fußball, da ist man hier versessenen
Ob Benfica, Sporting oder Porto
Da gibts Streit – woho!
Als Portista ist dein Kopf hier ab
Bei Sporting ebenso – schnipp, schnapp!
Den Fußball selbst, den kenn ich schon
Doch in Deutschland ists nicht so heiß
Ob der Sieger nun Bayern oder Schalke heißt

Im Endeffekt ists hier toll
Ich weiß nicht, ob ich gehen soll


Die "Tropical Pizza": Die Kiwi schmeckt irgendwie nach roten Johannisbeeren
So, am Samstag war mal wieder "Ausgehtag", diesmal hat mich meine Gastschwester zum "jantar" (Abendessen) mit ihren alten Schulfreunden mitgenommen. Diese haben mich wohl eher ignoriert, was vielleicht auch daran lag, dass ich ganz versteckt hinten am Tisch saß. Dennoch hat das Abendessen etwas Gutes, nun kenne ich eine guten Italiener in Figueira da Foz, auch wenn die Tropical Pizza (mit Kiwi, Banane + Ananas) etwas komisch schmeckt. Danach bin ich noch in das Ausgehviertel Picadeiro giegangen, wo ich dann auch ganz zufäellig einige Schüler meiner Klasse/Schule getroffen habe.. Um 3 Uhr war ich wieder zu Hause, meine Gastschwester hatte sich noch weiter mit ihren Freunden vergnügt.

Was ist noch so passiert.. Ja, meine Tutorin/Portugiesisch-Nachhilfelehrerin und gleichzeitig Englischlehrerin bevorzugt mich derzeit extrem, was mir schon etwas peinlich war. So dominiere ich nahezu den ganzen Englischunterricht, wenn niemand antworten will und immer ich die richtige Antworten mehr oder weniger geben muss. Den Höhepunkt erreichte dies aber am Montag, als sie mir ein 200 seitigen Bildband über die portugiesischen Eisenbahnen, die 2006 150 Jahre feiern, schenkte - und das direkt in der Stunde und vor allen Schülern.. Als ich das meinen Klassenkameraden erklären wollte, sagten die nur: "Du bist doch hier der Ausländer, du musst doch Portugal gut in Erinnerung behalten und sehen, dass die Portugiesen sehr sympathisch sind". Gut, so kann man das natürlich auch sehen.

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Dienstag, 7. November 2006
Castelo Montemor-o-Velho, Wahlkampf & Fussball
Letzten Mittwoch, nachdem ich meinen Blogeintrag verfasst hatte, habe ich mit meiner Gastschwester Milene noch einen Abstecher zum nächsten Kleinstadt Montemor-o-Velho gemacht. Das Castelo Montemor-o-Velho Dort gibt es ein wunderschönes, kleines Castelo, das wir auch besucht haben. Wir hatten zwar nur noch 20 Minuten Zeit (das Gelände schloss um 18:00), ich konnte aber trotzdem noch alles ansehen. Wenn man oben auf dem Gelände, also etwa auf Mauerhöhe, ist, kommt man sich ein bisschen vor wie auf einer kleinen Insel, die durch die Wolken schwebt; grüne Wiesen, ein schöner Blick und eine nette, kleine Kapelle. Einer meiner weiteren Gedanken war, dass ich zu diesem Castelo unbedingt einen Wikipediaartikel schreiben muss. Da fiel mir ein, wie es bei solchen Gebäuden immer ist: Das Castelo Montemor-o-VelhoKaum wird man die ersten Seiten der Quellen gelesen haben, wird man sehen, dass die Geschichte mal wieder überwaeltigend ist und man 20 Seiten dazu schreiben kann (ohne sich zu wiederholen).

Derweil fand letzte Woche in meiner Schule auch Wahlkampf und die Schülersprecherposten statt. Der Unterschied zum "Wahlkampf" in meiner Berliner Schule war extrem. Während in Berlin die Kandidaten, die alle einzeln antreten, sich einmal mit ihrem Programm vorstellen und das war's, ging es in meiner portugiesischen Schule "so richtig ab". Erstmal kandidiert man nicht allein, sondern als Liste und dann auch noch für mehrere Posten; neben Schülersprecher und Vize, z. B. auch Plätze im Finanzrat der Schule, im Conseilo executivo (Schulrat), etc. etc. Wenn ich richtig gezählt habe, gab es insgesamt 15 Posten zu verteilen. Der Wahlkampf selbst wurden dann mit wirklich gut gestalteten Plakaten, Süssigkeiten verteilen, Verteilung eines Trikots des hiesigen Fußballvereins, Möglichkeiten zum PC-Spielen, etc. propagiert. Am Ende hat die mir sympathischere Klasse (die auch ein extrem cooles Werbeplakat hatte, scanne ich bei Gelegenheit ein) gewonnen. Ich muss sagen "Hut ab!", der Wahlkampf erinnerte schon ein wenig an Landtagswahlen oder Bundestagswahlen..

Was ist noch so passiert? Achja, heute (Dienstag) wurden morgens am Schultor Neue Testamente der Gideon-Sekte verteilt. Die Folge dessen war, dass sich alle Schüler tagsüber Bibelzitate zitiert haben, mein Favorit war ja "Sabe! Deus te ama!" (Wisse! Gott liebt dich!) oder "Nos todos somos pecadores" (Wir alle sind Sünder). Ich glaube, der Großteil der Büchlein ist so oder so im Müll gelandet...

Von einer Sache muss ich unbedingt noch berichten.. Wappen des Fussballclubs Benfica Wie man weiß, gibt es in Portugal eigentlich nur zwei Sportarten, die leidenschaftlich praktiziert werden: 1. Fußball spielen 2. Fußball schauen. Nahezu jedes Kaff hat hier seinen eigenen Fußballverein, dennoch sind die drei bekanntesten Sporting (Lissabon), Benfica (Lissabon) und der FC Porto. Alle drei sind im ständigen Konkurrenzkampf und stehen - wenn ich das nicht falsch gesehen habe - auch an der Spitze der portugiesischen Liga. Eines Klassiker der portugiesischen Liga ist ein Spiel zwischen den dreien Clubs, wie z. B. letzte Woche Samstag zwischen FC Porto und Benfica. Wappen des Clubs Sportin Da fließen wirklich Tänen und fliegen Glassplitter, wenn eine der Mannschaften ein Tor schießt. Die Fans, je nach Club "Benficista", "Sportinguista" oder "Portista", schauen dann ganz gespannt auf die überall verteilten Fersehbildschirme. Meine Familie gehört zu den Benficistas, meine Gastmutter schaut nahezu jedes Spiel und springt immer auf bzw. flucht wenn irgendwas passiert.. In jeder großen Stadt gibt es Fanhäuser des jeweiligen Clubs, wo man sich, falls man gerade nicht zu Hause ist, die Spiele anschauen kann und feiern bzw. gemeinsam heulen kann. Die wichtigsten Spiele sind eigentlich immer im Free-TV zu sehen (staatlicher Sender RTP1 oder Privatsender TVI), wenn man auch die kleinen Clubs sehen will, dann hat man per Kabel oder Pay-TV den Sender SPORT(T)V abonniert. Wappen des Clubs FC Porto Dort kommt dann wirklich jedes Spiel und es gibt lange Berichterstattungen über die "großen Ligen" in Italien, GB, Frankreich und manchmal auch Deutschland. Über die portugiesische Fußballkultur könnte man ein ganzes Buch schreiben (wenn's das nicht schon gibt), das soll hier nur mal ein kurzer Ausschnitt sein, der die wichtigsten Punkte zusammenfasst. Was noch fehlt? Ach ja, die Clubs haben natürlich auch ihre traditionellen Wappentiere, danach werden sie auch gelegentlich benannt, FC Porto sind die Drachen (dazu auch ihr Stadion "Estádio do Dragão"), Benfica hat die Adler (auch im Wappen; das Stadion i.Ü. "Estádio do Luz" - Stadion des Lichtes), Sporting hat die Löwen (das Stadion heisst "Estádio José Alvalade"). So, das war's erstmal *uff*

Viele Grüße und até breve --Cornelius
P.S.: Beim Spiel Benfica gegen Porto hat der FC Porto übrigens mit 3:2 gewonnen, das letzte Tor fiel in der Nachspielzeit (92. Minute) - Drama! sag ich euch (für alle Benficistas).
P.P.S.: Und nein, ich bin felizmente immer noch kein Fußballfan..

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